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July 3, 2023Stadtgeschichten – Teil 2
July 3, 2023Hanoi und Halong Bay, Vietnam, 21. bis 28. Januar 2008
Um 18.00 Uhr ging unser Flug nach Hanoi, der Haupstadt von Vietnam. Dafür die Tickets von VietnamAirlines zu besorgen war nicht ganz einfach. Sowas wie E-Tickets gibt’s nicht und wir mussten etwa 10 Mal hin- und hermailen, bis es endlich klappte. Dasselbe mit dem Vietnam-Visum. Im Gegensatz zu Kambodscha gibt es auch dafür keinen online-Service. Wir fanden ein Reisebüro, dass uns online einen sogenannten “Approval Letter” organisierte, den wir bei der Ankunft in Hanoi der Zollkontrolle vorweisen konnten, um damit schnell das Visa zu erhalten.
Gerne hätten wir den Vietnamesen vorgeschlagen, sich doch an den Kambodschanern ein Beispiel zu nehmen und das gleiche System einzuführen; doch die Beziehungen zwischen den Ländern sind geschichtsbedingt immer noch ziemlich sensibel. Aber das online-System von Cambodia ist wirklich einfach und fortschrittlich – Hut ab. (http://evisa.mfaic.gov.kh/)
Der Flug mit der VietnamAirlines war dafür der erste Flug, der eine Viertelstunde vor der fahrplanmässigen Zeit abhob. Bei Ankunft gestaltete sich trotz “Approval Letter” das Visaprozedere immer noch sehr bürokratisch und wir mussten NOCH einmal ein Formular ausfüllen. Da gibt es nur eines: Hirn ausschalten und gehorchen ;-)
Unser Hostel hatte auf unsere Anfrage hin ein Pickup vom Flughafen organisiert. Der Fahrer war allerdings ein selten unfreundlicher Zeitgenosse, begrüsste uns grundsätzlich einmal gar nicht und musste zuerst sein Game auf dem Handy beenden, bevor wir abfahren konnten. Welch ein Unterschied nach Thailand und Kambodscha, wo wir so herzlich begrüsst wurden. ..
Die Fahrt zum Hostel, das mitten in Hanoi’s Altstadt liegt, dauerte runde 45 Minuten. Auf die in Hanoi herrschende Kälte waren wir total unvorbereitet. Es war gerade mal 12 Grad bei leichtem Regen. Als Erstes war also gleich mal ein Garderobenwechsel angesagt: Lange Hosen, Socken und Jacke kamen seit längerer Zeit wieder mal zum Einsatz ;-( Leider ist das Hostel nicht besonders gut eingerichtet für kalte Temperaturen. Es hat zwar eine Klimaanlage, die irgendwie auch heizen soll, aber ein Riesenspalt zwischen den Balkontüren machte jeglichen Versuch, die Zimmertemperatur anzuheben, zunichte. Die Decken sehen zwar nach Daunendecken aus, aber sie scheinen die Kälte eher noch ins Innere zu leiten. R gab schliesslich auf und packte ihren superwarmen und kuscheligen Schlafsack aus.
Das inbegriffene und etwas magere Frühstück am nächsten Morgen gab’s in einer kleinen Nische zwischen Eingang und Küche – was unsere gedämpfte Stimmung auch nicht gerade hob.
Noch während dem Frühstück begann die Verkaufsattacke für eine Tour zur Halong Bay. Da wir sowieso hauptsächlich wegen eines Besuchs der UNESCO Weltkulturerbe-Attraktion “Halong Bay” nach Hanoi gekommen waren, schauten wir uns die Angebote, wenn auch etwas irritiert, an. Die Ausflüge sahen ziemlich standardmässig aus und waren mit rund $ 60.00 auch nicht allzu teuer, und so buchten wir diesen Ausflug für den übernächsten Tag gleich im Hotel.
Danach ging’s auf Sightseeing Tour durch Hanoi. Haben wir geschrieben, in Kambodscha sei der Verkehr gefährlich?? Phh das ist was für Kinder ;-)) ..in Hanoi geht’s erst richtig ab!! Noch nie haben wir soooooooviele Vespas, bzw. Hondas gesehen. In Hanoi soll es rund 2 Mio Motorroller geben – was von unserem Eindruck her wohl hinkommt. In der sehr engen und belebten Altstadt sind die Roller allgegenwärtig. Dort scheinen auch jegliche Verkehrsregeln aufgehoben zu sein. Jeder bahnt sich irgendwie seinen Weg, wo’s grad geht ..und sei das auch auf dem Trottoir, wo die lästigen Fussgänger dann mit agressivem Hupen verscheucht werden ;-o Es ist fast unmöglich, die schön dekorierten Schaufenster in aller Ruhe anzuschauen, weil man hauptsächlich damit beschäftigt ist, sich nicht überfahren zu lassen.
Fussgängerstreifen mit Lichtsignalen fehlen oft und man muss seine sieben Sinne beisammen haben, um durch den ewigen Strom von Töffs und Autos auf die andere Strassenseite zu kommen. Aber wenn man den Einheimischen ein wenig abschaut, wie das funktioniert, geht auch das mit der Zeit. Unter diesen Umständen ist an Sightseeing oder an einen gemütlichen Stadtspaziergang nicht wirklich zu denken. Man hat genug damit zu tun, nicht unter die Räder zu kommen!
Abgesehen davon hat es aber trotzdem ein paar Sehenswürdigkeiten, die wir uns angesehen haben. Als Erstes besuchten wir den “Temple of Literature”, einen uralten, sehr gut erhaltenen Tempel aus dem 1000 Jahrhundert – eine der ersten Universitäten. Von dort kämpften wir uns zu Fuss durch zum Ho Chi Minh Museum und dem nahe gelegenen Mausoleum des berühmten und in Vietnam sehr verehrten “Onkel Ho”. Das Museum war überraschend modern und sehr interessant. Die Museumswächter drängten allerdings ein wenig, da die Öffnungszeit schon fast vorbei war. Wir spazierten noch ein bisschen auf dem geschichtsträchtigen Boden vor dem Mausoleum herum, bevor wir uns von einem Velotaxi-Fahrer überreden liessen, uns wieder zurück in die Altstadt zu pedalen. Fehler!! Wir kamen uns zwischen all den vorbeibrausenden Motos, wie verrückt hupenden Autos (nicht wegen uns) und Fussgängern ziemlich schutzlos vor. Von wegen gemütliches Ausfährtli!
Abgesehen vom “Verkehrsproblem” ist Hanoi eine bunte, chaotische, lebendige, asiatische Grossstadt, wie man sich das so vorstellt. Modern und alt trifft sich. Man sieht Schulterkörbe, spitzige Bambushüte, viele viele Strassenküchen mit winzigen Plastikstühlchen, wo die Leute den ganzen Tag irgendwas essen usw. Dagegen sind z.B. Bangkok oder Kuala Lumpur schon fast zu modern…
Den nächsten Tag verbrachten wir sehr gemütlich. Wir wanderten um einen See, der in der Nähe der Altstadt ist, besuchten die kleine Pagode, die dort auf einer Insel steht und gingen am Nachmittag ins berühmte Hanoier Wasserpuppentheater. Das Spiel mit Wasserpuppen ist in Vietnam eine uralte Tradition und wird heute noch v.a. in Hanoi für die Touristen gemacht.
Abgesehen von den besonders für T sehr engen Sitzreihen im Theater war die Vorstellung aber sehr interessant und unterhaltsam.
Anstelle einer Bühne hat es ein Wasserbecken mit Bühnenaufbauten dahinter, in dem Puppenspieler verschiedenste Puppen unsichtbar an langen Stangen sehr virtuos bewegen. Dazu spielt ein kleines Orchester traditionelle Musik. Es wurden verschiedene kurze Episoden aus dem vietnamesischen Alltag gespielt. Nun ja, vielleicht aus dem Alltag vor 20 Jahren, Hondas kamen auf jeden Fall keine vor….
Am folgenden Morgen wurden wir um 8.00 Uhr beim Hotel abgeholt für unseren zweitägigen Ausflug zur Halong Bay. Die dreistündige Fahrt nach Halong war etwas mühsam, da das Büsli mit 13 Personen bis auf den letzten Platz gefüllt war. Dafür sahen wir ein bisschen was vom wirklichen Vietnam. Hier gibt es noch Reisfelder ohne Ende, auf denen die Bauern mit den so typischen spitzen Hüten gebückt Reis anpflanzen oder Wasserbüffel mit Pflügen dran durch den Schlamm treiben.
Offenbar waren wir nicht die einzigen Touris, die sich die Halong Bay ansehen wollten :-)
Das Hafenbecken sah beinahe so aus wie die Normandie am D-Day: Zahllose Dschunken dümpelten im Wasser herum und eine nach der anderen wurde mit den in Bussen ankommenden Touris gefüllt. Auf unserer fand sich ein nettes internationales Trüppchen ein: Chinesen, Taiwanesen, Holländer, Amis, ein Schotte und wir Schweizer. War ganz interessant. Der Kapitän musste zuerst noch mit unserem Pässen bei der Hafenbehörde eine Bewilligung einholen, damit er rausfahren durfte. Für uns gab es während dieser Zeit Mittagessen, das leider etwas dürftig ausfiel. Die nachfolgende Bootsfahrt entschädigte aber für Vieles. Auf dem Deck der Dschunke tuckerten wir langsam zwischen den zahllosen (genau 1969) kleinen Inselchen herum und der leichte Nebel schuf eine schon fast mystische Stimmung. Es war fantastisch! Bloss ziemlich kalt, sodass wir uns ziemlich warm einmummelten und uns vom nicht so einladenen Dach wieder ins Innere der Dschunke verzogen, wo wir die Szenerie durch die grossen Fenster beobachteten. Eine wirklich einmalige Gegend, die den Titel “Weltkulturerbe” sicher verdient.
Das nasskalte Wetter war der Gemütlichkeit allerdings etwas abträglich. Vor allem auch, weil die Dschunke nicht geheizt war. Gegen Abend besuchten wir den “Amazing Cave”, eine wunderschöne riesengrosse und schön ausgebaute Höhle. Danach legten wir bei einer anderen Insel an, wo im Sommer normalerweise gebädelet werden kann, aber bei den herrschenden Temperaturen ging keiner ins Wasser. Stattdessen kraxelten wir auf den höchsten Hügel auf der Insel, von wo wir eine wunderbare Aussicht auf die vielen kleinen Inselchen rundherum hatten.
Als alle wieder zurück auf dem Boot waren, legten wir ab Richtung Ankerplatz für die Nacht. Während wir mit unserem Guide (der ausnahmsweise ausgezeichnet und sehr verständlich Englisch sprach) so auf dem Deck standen und uns über sein Heimatland Vietnam unterhielten, stoppte die Dschunke plötzlich mit einem Riesenruck, sodass der Guide um ein Haar übers Deck geschlittert wäre ..wir waren ganz in der Nähe unseres Schlafplatzes auf einen Felsen aufgelaufen! Zuerst passierte mal gar nichts – dann begannen ein paar Besatzungsmitglieder rumzurennen, um zu checken, ob was kaputt ist. So richtig Titanic-mässig! Aber nach einiger Zeit erfuhren wir, dass alles ok ist und wir einfach warten müssten, bis uns ein anderes Boot da rauszieht oder bis die Flut kommt. Nach ca. 2 Stunden waren wir wieder frei und unterwegs zum Ankerplatz.
Das Nachtessen fiel wiederum etwas mager aus. Nichts von wegen romantisches Schiffs-Dinner. Nach dem Essen pokerten wir noch eine Runde mit den holländischen Jungs. Das war richtig schön, da unser letzter Pokerabend schon eine Weile zurückliegt. Auch den drei Jungs machte es Spass, wieder mal zu zocken – offenbar ist in Jakarta, Indonesien, wo die Drei grad für ein paar Monate ein Praktikum absolviert haben, jegliche Art von Kartenspiel streng verboten.
In unserer kleinen Kajüte wurde es in der Nacht ungemütlich kalt und wir mussten unsere Schlafsäcke rausholen. Wie die vorherigen Mahlzeiten war auch das Frühstück nicht gerade üppig – sogar eine zweite Tasse Kaffee oder Tee wäre in Rechnung gestellt worden. Diese Art von Geldmacherei nervt uns schon ein wenig und hinterlässt bei uns einen ev. nicht ganz gerechtfertigten schlechten Eindruck von einem Land..
Nach dem Frühstück fuhren wir zu einem der zahlreichen “Floating Villages” (Schwimmende Dörfer, bestehend aus ein paar Hütten auf Flössen). Wer Lust hatte, konnte von dort für ca. eine Stunde die Gegend per Kayak erkunden. Hatte aber nur ganz wenige, und die wenigen Unerschrockenen waren ziemlich schnell und ziemlich nass wieder zurück, weil es stark regnete. Für die Fahrt durch die Bay war der Regen allerdings eher ein Vorteil, weil die Sicht dadurch besser wurde. Dennoch wurden die nächsten zwei Stunden zwischen den Inseln herumzushippern doch etwas lang, v.a. weil wir wegen des Regens nicht so gut nach draussen konnten. Ausserdem war es arschkalt, auch drinnen und wir waren froh, als wir wieder im Hafen ankamen und ins geheizte Büsli einsteigen konnten. Unterwegs gab es Mittagessen, dieses Mal genug für alle und auch etwas abwechslungsreicher. Und dann kam die lange, lange Fahrt zurück nach Hanoi. Alles in allem gesehen haben wir unser Ziel erreicht, wir haben die berühmte Halong Bay gesehen, aber das Drumherum würden wir das nächste Mal sicher anders organisieren.
Zurück in Hanoi setzte uns das Shuttle bei unserem neuen Hotel ab. Wir hatten unsere Unterkunft gewechselt, weil uns die Leute im vorherigen Ort u.a. zu unfreundlich und zuwenig vertrauenswürdig waren. Kaum waren wir aber bei unserer neuen Bleibe angekommen, wollte uns der Receptionist gleich ins Schwester-Hotel verfrachten. Nach der langen Shuttle-Fahrt hatten wir jedoch keine Lust, nochmals woanders hinzufahren. Auf unseren Protest hin hatte es doch noch ein kleines Zimmer, das wir für die erste Nacht beziehen konnten – danach könnten wir in ein grösseres umziehen.. Irgendwie scheint hier nichts auf Anhieb zu klappen ;-(
Dafür fanden wir am Abend ein schönes vietnamesisches Restaurant, wo wir ein ausgezeichnetes Essen genossen….
Als wir am Morgen das Zimmer wechseln wollten, gab’s schon wieder Ärger. Nun hatten sie zufälligerweise “nur” noch einen “Deluxe-Room” frei, der aber $ 4.00 mehr pro Nacht koste. Da wir aber eine bestätigte Buchung vorweisen konnten, bekamen wir das Zimmer nach harter Verhandlung doch ohne Aufpreis. Um vier Dollar feilschen tönt vermutlich etwas knauserig, aber es ging viel eher darum, dass wir mit dem Hotel durch die Buchung einen Deal hatten, an den sie sich auch halten sollten. Und wir waren überzeugt, dass eigentlich schon ein Zimmer für unsere Buchung vorhanden gewesen wäre, aber das Hotel gerne einen Extradollar dazu verdient hätte.
Nachdem wir aber das Zimmer bezogen hatten, war wieder alles in Ordnung und die Leute bemühten sich, nett zu uns zu sein. Wir bekamen sogar ein E-Mail vom Manager, der uns fragte, ob alles okay sei.
Der Flughafen von Hanoi ist auch nicht wirklich ein Aushängeschild für Vietnam. Als wir um ca. 7:00 dort eintrafen, war alles noch ziemlich düster und die Temperatur im Flughafeninnern eiskalt! Während wir im Flughafen-Restaurant ein Sandwich verdrückten, huschte doch tatsächlich noch eine fette Ratte zwischen den Tischen davon! …und zu guter Letzt wollten sie R auch beim Souvenir-Kauf noch mit einem völlig falschen Wechselkurs über den Tisch ziehen und als das nicht ging, mit dem Wechselgeld bescheissen… das ewige Aufpassen, nicht über’s Ohr gehauen zu werden, raubte uns hier doch wirklich den letzten Nerv!
Also, unter dem Strich ist unser Eindruck von Vietnam leider nicht allzu gut ausgefallen. Fairerweise müssen wir sagen, dass wir nur ein paar Tage dort verbracht haben und das zu einem Grossteil in Hanoi. Und Hauptstädte sind meistens etwas tougher als ländliche Gegenden. Aber der Unterschied zu Kambodscha und Thailand haben wir sehr gut gespürt. Vietnam wird wohl in Zukunft nicht unter unsere Top-Reisezielen sein…
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