Inselhopping im Pazifik
September 4, 2024Bayern/Tirol | 11.9.2024 – 19.9.2024
Etappenwandern gehört zu unseren Lieblingsvarianten für Aktivferien. Allerdings ist es nicht immer ganz leicht eine Route zu finden, die erstens zur gewünschten Jahreszeit passt, zweitens nicht allzu lange und anstrengende Etappen beinhaltet und drittens einigermassen gut erreichbar ist. Mit der Wanderung um Deutschlands höchsten Berg, der Zugspitze, fanden wir für diesen Herbst eine Tour, die alle Kriterien sehr gut erfüllte.
In etwas mehr als vier Stunden erreichten wir unseren Ausgangs- und Endpunkt Garmisch-Partenkirchen, oder kurz GAPA problemlos via Liechtenstein, Vorarlberg und Tirol. Unseren ersten Stopp in GAPA machten wir bei einem lokalen Ski- und Bergführer, der für uns den Gepäcktransport von einem Hotel zum anderen durchführte. Denn hier galt: Nur Bares ist Wahres – und das im Voraus … . Aber sehr symphatisch und auch für den weiteren Verlauf der Tour sehr hilfreich – aber dazu noch mehr …
Garmisch – Mittenwald
Danach Einchecken im stylischen Hotel Aja ganz in der Nähe des Eisstadions. Was sich übrigens als grosses Plus erwies, da wir den öffentlichen Stadionparkplatz gleich nutzen konnten, um unser Auto für die nächsten sieben Tage dort abstellen zu können. Nach ausgiebiger Stärkung am reichhaltigen Frühstücksbuffet ging es also am nächsten Morgen in Wandermontur auf die erste rund 20 km lange Etappe von GAPA nach Mittenwald im Tirol. Zuerst kurz durch die Stadt, dann direkt in die dramatische und spektakuläre Partnachklamm (Klamm bedeutet auf österreichisch übrigens Schlucht). Glücklicherweise war das Wetter an diesem ersten Tag noch auf der freundlichen Seite und es blieb fast den ganzen Tag angenehm und trocken. Während den nächsten sechs Tagen hing jedoch ein kräftiges Tief über ganz Österreich, das heftigen Regen und auch Schnee oberhalb von ca. 1.100 m.ü.M. brachte. Während es im Osten des Landes zu schweren Überschwemmungen kam, mussten wir uns lediglich mit dem vergleichweise eher unproblematischen Regen und Schnee herumschlagen. Nach der Klamm-Durchquerung ging es zunächst mal steil hoch auf ca. 1000 m.ü.M. und dann gemütlich auf breiten Wiesenwegen und Waldstrassen nach Elmau, wo wir einen Picknickhalt einlegten. Kaum hatten wir uns auf dem schönen Bänkli eingerichtet und unseren Proviant ausgepackt, fing es zu tröpfeln an. Janu, dann halt Zmittag mit Regenschirm und danach die Regenhosen montieren. Bei leichtem Nieseln nahmen wir die restliche Strecke in Angriff. Gemächlich geradeaus oder leicht bergab führte der Weg durch idyllische Waldgebiete vorbei am Ferchen- und Lautersee. Dann ganz am Schluss nochmals steil hinunter nach Mittenwald zum Alpenhotel Rieger. Der Luftkurort Mittenwald ist mit über 7300 Einwohnern zwar nicht ganz klein, wirkt aber mit seinem historischen Ortsbild und den alten oberbayerischen Häusern sehr malerisch und ursprünglich. Und genauso erlebten wir dort auch unser feines Nachtessen im ‘Kleinen Kartoffelsack’ – ein kleines uriges Beizli mit sehr leckeren Kartoffelgratins ;-)
Mittenwald – Leutasch
Bevor es am nächsten Tag auf die zweite Etappe von Mittenwald nach Leutasch ging, mussten wir uns zuerst mal Wintermützen und Handschuhe besorgen. Das Extrem-Tief ‘Anett’ hatte auch uns kalt erwischt und sollte v.a. den Osten Österreichs in den kommenden Tagen mit Starkregen und Schnee oberhalb von 1000 m.ü.M. eindecken.
Gut eingepackt marschierten wir bei matschigem Schneefall vom Hotel aus los Richtung Leutascher Geisterklamm. Der Einstieg in die Schlucht war schnell gefunden und führte zuerst mal wieder steil ein Waldstück hinauf. Der weitere Weg ging dann abenteuerlich weiter auf Brücken und Stegen aus Metall, immer mit Blick auf die wilde Leutascher Ache tief unten. Nach rund 3.5 km erreichten wir wieder den Ausgang. Leicht eingefroren und ziemlich durchnässt machten wir gleich bei der ersten Gelegenheit einen Restaurant-Halt und gönnten uns im ‘Bärenwirt’ ein warmes Knödel-Zmittag. Gestärkt und aufgewärmt ging es dann mehr oder weniger flach und meist auf guten breiten Waldwegen bis nach Weidach zum Biohotel Leutascherhof. Gegen Schluss sind wir irgendwie von der offiziellen Route abgekommen und mussten ein Stück der Landstrasse entlang laufen. Das war wegen dem fehlenden Trottoir etwas unangenehm – aber zum Glück waren nur sehr wenig Autos unterwegs. So kamen wir heil jedoch durchnässt im Hotel an und waren froh, gleich unser geräumiges Zimmer beziehen zu können. Da die Verpflegungsoptionen in vernünftiger Nähe ziemlich eingeschränkt waren, probierten wir das Hotelmenü aus – war ok, aber sehr kleine Portionen. Am nächsten Abend entschieden wir uns dann für das ‘All-you-can-eat’ Salatbuffet. Das war auch sehr gut und defnitiv genug ;-)
Hier im Leutascherhof hatten wir einen zusätzlichen Ruhe- und Entspannungstag eingeplant. Weil der hoteleigene Wellnessbereich eher klein war, marschierten wir vor dem Mittag in das ca. 10 Min. entfernte Alpenbad Leutasch. Das Bad war sicherlich auch aufgrund des nasskalten Wochenendwetters zwar recht gut besucht, aber trotzdem nicht unangenehm überfüllt.
Leutasch – Ehrwald
Inzwischen war der Regen zu feuchtem Schnee übergegangen und hatte das kleine Dörfchen in eine weisse Winterlandschaft verwandelt. Diese dritte Etappe hätte uns durch das Gaistal auf die Ehrwalder Alm auf über 1600 m.ü.M. geführt, wo der Schnee bereits über einen halben Meter hoch lag. Während wir noch diskutierten, ob und wie wir dieses Teilstück wandern sollten, meldete sich der Bergführer von Garmisch, der unseren Gepäcktransport übernommen hatte, via Handy. Falls wir die Tour trotz des schlechten Wetters überhaupt fortsetzen wollten, würde er uns wegen der Lawinengefahr zumindest von diesem Teilstück abraten. Damit war für uns die Sache erledigt und wir entschieden uns, eine kürzere und v.a. flächere Wanderung nach Seefeld i.T. zu machen und dann von dort mit dem Zug über Garmisch nach Ehrwald zu fahren. Es tat uns zwar leid, das offenbar sehr malerische Gaistal auslassen zu müssen, aber immerhin mussten wir so nicht ganz aufs Wandern verzichten und konnten zusätzlich noch eine schöne Zugfahrt geniessen.
Schon nach relativ kurzer Zeit verzogen sich die Regenwolken und machten der Sonne Platz, so dass wir unsere Regenjacken und -hosen im Rucksack verstauen konnten. So liefen wir nach ca. zwei Stunden bei schönstem Wetter in Seefeld ein und genossen gemütlich ein Gelati auf dem Dorfplatz nachdem wir uns am Bahnhof bereits ein Billett nach Ehrwald besorgt hatten. Die rund 40-minütige Zugfahrt zurück nach Garmisch führte uns an verschiedenen Orten und Gegenden vorbei, an denen wir auf den ersten zwei Wanderetappen vorbeigekommen waren. Es war interessant, diese Abschnitte aus einer anderen Perspektive nochmals Revue passieren zu können. In Garmisch stiegen wir um auf die Zugspitzbahn, die uns in rund 20 Minuten, vorbei an einem eindrücklichen Bergpanorama, nach Ehrwald brachte. Nach einem kurzen Marsch entlang der Hauptstrasse erreichten wir das Dorfzentrum, wo wir zum ersten Mal realisierten, dass wir Ehrwald ja früher schon mal besucht hatten. Bei der Anreise nach Garmisch hatten wir spontan in einem kleinen Ort Halt gemacht, um uns an einem Geldautomaten noch Euros zu besorgen. Wie sich nun herausstellte, war das genau hier gewesen. Hier genossen wir auch wieder einen zusätzlichen Relaxing-Tag und konnten so entspannt einen weiteren kühlen Regentag mit einer kurzen Dorfbesichtigung inkl. ein wenig Shopping und dem Besuch des Hotel-Spa sehr angenehm überbrücken. Gemäss Wettervorhersage sollte es am nächsten Tag eigentlich nach einem regnerischen Beginn langsam aufklaren – soweit so gut. Da sich die Schneefallgrenze in den vergangenen Tagen aber nicht wirklich weiter nach oben verschoben hatte und uns der erste Teil der letzten Etappe auch nochmals auf gut 1500 m.ü.M. bringen würde, wollten wir die Routenplanung nochmals überdenken. Schlussendlich entschieden wir uns von Ehrwald mit der Seilbahn auf die Zugspitze zu fahren, dort auf die deutsche Seite zu wechseln und dann von dort wieder mit der zweiten Seilbahn zum Eibsee runter zu fahren. So konnten wir das etwas höher gelegene Teilstück elegant umgehen und zudem die Zugspitze besuchen – was ohnehin auf unserem Programm stand.
Ehrwald – Garmisch
Tatsächlich sah es auch am Morgen des zweiten Tages wettertechnisch nicht viel besser aus. Noch immer tröpfelte es und um die Berge zogen graue Wolken. Wir entschlossen uns, trotzdem früh zu starten und mit dem Ortsbus gleich zur Talstation der Tiroler Zugspitzbahn zu fahren. Es sah wirklich nicht nach dem idealen Tag aus, um die offenbar grandiose Aussicht auf der knapp 3000 Meter hohen Zugspitze geniessen zu können. Dementsprechend hatten wir den ganzen Bus – zumindest ab dem Bahnhof Ehrwald – ganz für uns alleine und die Dame am Seilbahn-Ticketschalter wies auch nochmals auf die schlechten Wetterbedingungen und die momentan komplett fehlende Aussicht hin. Aber da wir ja einen Plan hatten und hofften, dass die vorhergesagte spätere Wetteraufklarung auch tatsächlich eintrifft, liessen wir uns nicht beirren und genossen es, die 100-plätzige Kabine abgesehen vom Kabinenführer mit niemandem teilen zu müssen. Gegen Ende der Fahrt war das stürmische Schneegestöber, das um den Gipfel fegte – wohl auch wegen dem geringen Gewicht sehr gut spürbar. Auf dem menschen- oder zumindest touristenleeren Gipfel angekommen, machten wir gleich vom im Ticketpreis inbegriffenen Museumseintritt Gebrauch. Das Erlebnismuseum „Faszination Zugspitze“ bietet Einblicke in die Geschichte rund um die Zugspitze, den Bau der ersten Seilbahn Tirols und vieles mehr. Auch hier freuten wir uns über menschenleere Räume und so gingen die nächsten zwei Stunden mit spannenden Dokus und interessanten Bildern und Infos wie im Flug vorbei. Als wir dann anschliessend mit Mütze und Handschuhen die inzwischen ein wenig mehr bevölkterte Aussichtsplattform betraten, empfing uns blauer Himmel und eine atemberaubende Aussicht auf die österreichischen, deutschen, italienischen und schweizerischen Alpen. Wow, was für ein Panorama. Obwohl wir uns kaum sattsehen konnten, trieb uns der eisige Wind bald wieder in die Bergstation, wo wir uns das Talfahrt-Ticket zum Eibsee in Deutschland besorgen wollten. Da wegen der Mittagszeit gerade niemand im Shop war, liess uns der nette Gondelbegleiter ohne Ticket einsteigen – mit der Ermahnung, dieses dann an der Talstation zu kaufen. Allerdings begleitete er uns dann dort auch gleich zum Ticketschalter und erklärte der Dame unsere offenbar recht ungewöhnliche Art der Anreise und welches Ticket dafür nötig sei. Tatsächlich gibt es kein Kombi-Ticket, das die Benutzung beider Bahnen beinhaltet. Aber so hat es dann trotzdem gut geklappt und wir hatten eine sehr interessante und spektakuläre Grenzüberschreitung.
Die rund 10 km lange Strecke vom malerischen Eibsee bis nach Garmisch verläuft relativ flach vorbei an Grainau und Hammersbach. Die letzten paar Kilometer bis nach Garmisch wanderten wir gemütlich auf dem ‘Hammersbacher Fussweg’ vorbei an ausgedehnten Wiesen mit den typischen kleinen Heuspeicher-Hüttchen. Unsere Rundreise um die Zugspitze beendeten wir im Hotel Aja, wo wir uns nochmals zwei Tage mit Wellness und kleinen Ausflügen rund um Garmisch gönnten.
Die Wanderung rund um ‘Top of Germany’ war abwechslungsreich und hat uns sehr gut gefallen. Etwas schade war, dass wir die Etappe durch das Gaistal wetterbedingt leider auslassen mussten. Aber so bleibt auch noch etwas Unentdecktes für einen erneuten Besuch.