Feuer im Dach der Welt
June 27, 2023Die (steilen) Strassen von San Francisco
June 29, 2023Der wilde Westen ruft. Nach den sehr abwechslungsreichen vier Tagen in Ucluelet und unseren schönen Ausflügen in den zwei Nationalpärken entlang der Küste, ging es nun weiter Richtung Port Renfrew, unserem zweiten Haupt-Zielort auf Vancouver Island. Der kleine Ort liegt an der sogenannten Wild Coast im Südwesten der Insel – ziemlich abgelegen und ohne Handy-Empfang. Da es unterwegs viel zu sehen gibt, haben wir die rund 320 Kilometer lange Strecke auf zwei Tagesetappen aufgeteilt. Vorbei am Kennedy Lake, Sprout Lake nach Port Alberni, wo wir beim Cathedral Grove (McMillan Provincial Park) die gigantischen bis zu 800 Jahre alten Douglas-Tannen bestaunten. Beim Cameron Lake rasteten wir wiederum für ein gemütliches Picknck bevor wir dann beim Highlight des Tages, den sehr eindrücklichen Qualicum Wasserfällen Halt machten. Alles in Allem eine wirklich schöne und abwechslungsreiche Strecke.
Am späteren Nachmittag trafen wir etwas ausserhalb von Ladysmith bei der Kiwi Cove Lodge ein. Leider war das B+B etwas sehr abgelegen und es gab auch keine unmittelbaren Verpflegungsmöglichkeiten, sodass wir mit dem Auto in den Ort selber fuhren und uns dort erst mal etwas zu Essen besorgten. Ein sehr idyllisches Znacht direkt am ganz privaten Meerzugang und der eigene Park mit Kiwi-Plantage entschädigten jedoch für die kleine Zusatzschleife. Hier konnten wir einigen Kolibris und anderen Vögeln beim geschäftigen Rumschwirren zuschauen, und das nun wieder bei rund 27 Grad. Die Temperaturunterschiede sind schon krass.
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Westküste, zuerst zum rund 30 km langen Lake Cochiwan. Ein wunderbarer Bade-, Böötli- oder Fischersee. An diesem Sonntag waren in den verschiedenen Parks am See viele Familien mit Picknick und voller Badeausrüstung unterwegs, um den schönen Tag am Wasser zu geniessen. Da entdeckten wir schon ein paar schöne Häuschen am See, die uns gefallen hätten ;-)
Die Strasse nach Port Renfrew ist zwar asphaltiert, aber sehr kurvenreich und mit teilweise ziemlich tiefen Schlaglöchern – das reduziert die Reisegeschwindigkeit natürlich ein wenig. Am Fairy Lake, einem kleinen See kurz vor dem Ortseingang hielten wir Ausschau nach dem berühmten Bonsai, der auf einem Baumstamm im See steht (eine Art inofizielles Markenzeichen von Port Renfrew). Der Ort selber war schnell erkundet. Es hatte ein paar Häuschen, ein Café, ein Pub, zwei bis drei kleine Restaurants und einen Lebensmittelladen – und natürlich noch einige Bungalows und eine Lodge für die Touristen. Da wir leider keine Unterkunft mit eigenen Kochmöglichkeiten mehr erwischt hatten, statteten wir zunächst mal dem lokalen Gastropub einen Besuch ab. Es begann zu nieseln und die Temperatur lag nun bei 7 Grad. Deshalb spazierten wir nach dem Essen nur noch kurz dem Pier enrlang und entdeckten prompt noch einen Seelöwen, der im Hafen rumschwamm.
Erleichtert stellten wir am morgen fest, dass sich das kühle Nieselwetter verzogen hatte und sich ein sonniger Tag ankündigte. Das passte natürlich super, da wir hier nach wie vor in erster Linie Outdoor-Aktivitäten, sprich kurze Wanderungen auf dem Programm hatten.
Port Renfrew ist auch der Anfangs- bzw. Endpunkt einer der bekanntesten und populärsten Weitwanderwege Kanadas, des rund 35 km langen Juan de Fuca Trails. Wir hatten allerdings nicht ganz so grosse Ambitionen. Um einen Eindruck der Gegend zu bekommen, war der etwa 2-3 km lange Botanical Garden-Rundweg ganz am Anfang des Trails genau das Richtige. Wald und Strände ähneln stark denjenigen, die wir bereits vorher weiter nördlich in Ucluelet und im Pacific Rim Nationalpark besucht hatten – eigentlich auch nicht verwunderlich, da es sich ja um die gleiche Küstenlinie handelt. Vielleicht tatsächlich ein wenig wilder, aber auf jeden Fall immer schön anzusehen. Vis-à-vis noch weit entfernt sahen wir die US-Küste, an der wir in ein paar Tagen mit dem Camper herumkurven werden.
Als kleines Kontrastprogramm wollten wir uns danach noch Canadas Gnargliest Tree – Kanadas knorrigsten Baum – ansehen. Dieser befindet sich im sogenannten Avatar Grove, einem erst 2009 entdeckten Stück Urwald mit gewaltigen Baumriesen. Wir waren zuerst nicht ganz sicher, ob wir auf der vom Navi angegebenen, holprigen Schotterstrasse wirklich richtig sind. Aber nach etwa 3 km Geholper zeigten uns ein paar Autos am Strassenrand, dass wir am gesuchten Ort angekommen waren. Der Waldabschnitt ist gut erschlossen mit steilen Treppen und Holzstegen, die zwischen meterdicken Baumstämmen hindurchführen, bis man weit oben schlussendlich zum Gnarliest Tree kommt. Eine wirklich sehr besondere Gegend – könnte durchaus als Kulisse für Lord of the Rings dienen.
Den letzten Tag an der Wild Coast verbrachten wir ganz zahm und gemütlich am etwa 20 km entfernten Sombrio Beach. Dieser Strandabschnitt gehört ebenfalls zum Juan de Fuca Trail und ist auch ein offizieller Campingplatz für die Wanderer. Dementsprechend sieht man dort am Waldrand zwischen den angeschwemmten Baumstämmen auch ab und zu ein Zelt stehen. Als kleine Zusatzattraktion gibt es am Sombrio Beach auch noch einen versteckten Wasserfall zu entdecken. Das ist keine ‘offizielle’ Attraktion und nur zu finden, wenn man den Anweisungen auf diversen Websites folgt. Also ein Geheimtip und deshalb niemandem weitersagen … ;-). Der sehr spezielle Wasserfall ist nur ein paar Meter vom Strand entfernt und man muss ein wenig aufpassen, dass man nicht allzu nasse Füsse kriegt. Aber der Aufwand lohnt sich.
Abgesehen von den paar Trail-Hikern hatten wir am Strand auch noch Gesellschaft von einem jungen Seelöwen, der offenbar dort zuhause war. Er schien seehr müde zu sein – oder möglicherweise auch kurz vor dem Gebären. Jedenfalls lag er da die ganze Zeit im Sand, gähnte zwischendurch und drehte sich ab und zu mal träge hin und her …
Und wieder entdeckten wir Wale – gar nicht weit von der Küste entfernt. Möglicherweise Orcas? Schwer zu sagen ohne Fernglas. Jedenfalls schwammen sie ziemlich nahe bei den Surfern, die unermüdlich die Wellen abritten. Uns wurde es langsam zu kühl und wir machten uns auf den Rückweg.