Guilin
June 3, 2023…und Staub zu Staub
June 4, 2023September 2022
In den diesjährigen ‘langen Ferien’ wollten wir uns auf die Spuren unserer ersten wirklich grossen gemeinsamen Reise nach Südafrika vor rund 20 Jahren begeben. Damals ging es von Zürich nach Kapstadt und dann von dort während mehreren Wochen auf der Garden Route bis nach East London. Nach ein paar Tagen Aufenthalt in Kapstadt reisten wir damals mehr oder weniger kreuz und quer durch alle Highlights der Garden Route entlang. Kap der guten Hoffnung, Stellenbosch, Franschhoek, Hermanus, Cape Agulhas, Mossel Bay, Wilderness, Oudtshoorn, Knysna, Tsitsikamma usw. Und dies alles mit einem kleinen VW Golf Mietwagen und noch ohne Booking.com oder WLAN – eine tolle Reise mit schönen Erinnerungen …
Das Programm der 2022-Jubiläumsversion fiel v.a. auch durch die kürzere Zeitvorgabe ein wenig gestraffter aus. Unser Plan war:
- Flug von Zürich über Amsterdam nach Kapstadt
- Mit Mietwagen von Kapstadt nach Herrmanus
- Weiter der Garden Route entlang bis nach Tsitisikamma
- Von dort zum Addo Elephant Park
- Flug von Port Elizabeth zum Kruger Mpumalanga International Airport
- Mit Mietwagen zum Kruger NP
- Rückflug vom Kruger NP über Johannesburg und Amsterdam nach Zürich
Anreise – Kapstadt
Der Hinflug via Amsterdam gestaltete sich nicht ganz einfach. Zuerst einmal war es schwierig, einen Flug zu finden, der direkt, d.h. ohne Umsteigen in Johannesburg, nach Kapstadt ging. Wir wurden dann zwar fündig (mit KLM über Amsterdam), allerdings war die Abflugszeit dermassen früh am Morgen, dass wir gleich in Kloten übernachteten und dann von dort mit dem ersten Bus um 4:45 zu Flughafen fuhren. Soweit alles nach Plan – so richtig mühsam wurde es erst im Flughafen Schiphol in Amsterdam. Leider ist dieser Knotenpunkt immer noch komplett unterbesetzt und so heisst es an den neuralgischen Punkten wie Security Check oder Passkontrolle nach wie vor stundenlang anstehen. Dank genügend Umsteigezeit konnten wir dann aber schlussendlich rechtzeitig unsere Langstrecken-Boeing boarden. Der Abflug verzögerte sich dann aber nochmals um ca. eine Stunde, weil in Frankreich offenbar die Fluglotsen streikten und deshalb eine neue Route – um Frankreich herum – geplant werden musste. Danach ging es aber los und nach rund 12 Flugstunden erreichten wir um etwa 23:00 endlich Kapstadt. Da wir viele der Highlights auf unserer ersten Reise bereits erkundet hatten, beschränkte sich unser Aufenthalt in Kapstadt auf zwei Übernachtungen im Flughafenhotel ‘Verde’ – mit optionalem Ausflug auf den Tafelberg. Das ‘Verde’ nennt sich selber ‘Africas Greenest Hotel’. Ob es wirklich das grünste, sprich nachhaltigste auf dem ganzen Kontinent ist, sei dahingestellt. Aber die zahlreichen und innovativen Nachhaltigkeitsmassnahmen, wovon uns v.a. der grosse, schön angelegte Aussenbereich inkl. Öko-Pool und Outdoor-Gym, sehr gut gefallen hat, sind schon eindrücklich. Mit der Tafelberg-Besteigung wurde dann aber wegen eher schlechtem und nebligem Wetter nichts. Allerdings waren wir auch nicht ganz unglücklich, da wir diesen ‘Leisure Day’ nach der langen Anreise eigentlich ganz gut brauchen konnten. Wieder gut ausgeruht holten wir am nächsten Tag unser Mietauto am Flughafen ab. Wir waren ein wenig überrascht, als wir auf dem Parkplatz das riesige SUV zum ersten mal sahen. Unser Gefährt für die nächsten 10 Tage war ein brandneuer ‘HAVAL H6’. Wir hatten von dieser – offenbar in SA zunehmend populären – SUV Marke aus China noch nie gehört, genossen dann aber nach kurzer Eingewöhnungszeit die Vorteile des komfortablen Hightech-Offroaders.
Hermanus
Hermanus ist wohl einer der besten Spots um jeweils Sept.-Okt. Wale beobachten zu können – zumindest entlang der südafrikanischen Küste. Wir hatten das kleine Städtchen noch in bester Erinnerung und freuten uns darauf, den mächtigen Tieren dort während drei Tagen in aller Ruhe und ausgiebig zusehen zu können.
Da wir um 14:00 Uhr eintreffen sollten, um unser Strandhäuschen zu übernehmen, blieb auf der sehr schönen Fahrt auf der Küstenstrasse von Kapstadt nach Hermanus leider nicht allzu viel Zeit für Sightseeing oder grössere Abstecher. Dem fiel dann zu unserem Bedauern auch ein Besuch der Pinguin-Kolonie in Betty’s Bay zum Opfer. Dafür trafen wir ziemlich pünktlich beim “Beachfront Cottage” ein, wo uns die nette Maklerin schon erwartete. Wow, was für eine Aussicht! Das kleine Ferienhäuschen gehörte zu einer ‘Gated Community’ mit verschiedenen kleineren und grösseren Ferienhäusern und lag unmittelbar an der felsigen Küste mit perfektem Blick aufs Meer und ideal zum Whale Watching. Genauso hatten wir uns das vorgestellt. Der einzige kleine Nachteil war, dass das Ortszentrum etwa fünf Autominuten entfernt war – d.h. direkt zu Fuss ging also gar nichts. Nach einem ersten kurzen Besuch und Hike entlang des berühmten ‘Cliff Walks’, wo wir auch schon einige Walrücken und Luftfontänen entdeckten, suchten wir eine Shoppingmall, um unsere Essensvorräte für die nächsten Tage sowie ein paar feine südafrikanische Weine zu besorgen. Danach war gutes Zeitmanagement angesagt. Denn gemäss dem ‘Load shedding‘ Zeitplan, den wir von der Maklerin erhalten hatten, war ab 20:00 bis 2 Uhr Morgens Blackout. Für uns waren diese geplanten Stromunterbrüche im ersten Moment natürlich schon ein wenig gewöhnungsbedürftig und hiess für uns einfach, dass wir spätestens um 20:00 mit Kochen und Abwaschen fertig sein mussten. Danach funktionierte nur noch, was eine Batterie hatte oder mit einem Generator betrieben wurde.
Da es morgens und abends – und natürlich in der Nacht – noch recht kühl war, waren wir froh, dass wir während den drei Tagen in Hermanus mehr oder weniger sonniges Wetter geniessen konnten. Bei angenehmen Tageswerten von etwa 20-25 Grad machten wir ausgedehnte Wanderungen entlang des ‘Cliff Walks’, wo wir auf den zahlreichen Ausichtsbänkli immer wieder längere Pausen machten, um dem regen Treiben im Meer zuzusehen. Sehr schön und auch entspannend.
(Mossel Bay)
Als Einschub, hier noch ein kurzer Eintrag zum Etappenort ‘Mossel Bay’. In Mossel Bay machten wir eigentlich nur einen Zwischenhalt, damit die einzelnen Teilstrecken nicht allzu lang wurden. So trafen wir am früheren Nachmittag im ‘Bay Lodge on the Beach’ Hotel ein und genossen vom Balkon des kleinen, aber feinen Zimmer die herrliche Aussicht auf den malerischen ‘Santos Beach’. Gegen Abend machten wir uns auf die Suche nach einem nahegelegenen Restaurant und wurden mit einem ca. 5 Fahrminuten entfernten ‘Cattle Baron’ (grosse südafrikanische Steakhouse-Kette) fündig. Als wir zufrieden und gut gesättigt wieder zurück beim Hotel ankamen, war alles stockdunkel – Stichwort ‘Load Shedding’. Prompt stolperte R über einen höheren Treppenabsatz, stürzte und schlug unglücklich mit dem Knie auf. Oje, hoffentlich nichts Ernstes – war unser erster Gedanke. Obwohl sehr schmerzhaft, schien nichts gebrochen oder gerissen zu sein und wir entschieden uns am nächsten Morgen vorerst weiterzufahren.
Tsitisikamma
Der Tsitsikamma NP ist Teil des Garden-Route-Nationalparks und ist im Gegensatz zum Kruger NP oder Addo Elephant Park weniger ein Park, in dem es um Wildtiere geht, sondern dort spielt die Natur, d.h. die wilde Küstenlandschaft die Hauptrolle. Da uns das Storms River Mouth Camp mit seinen heimeligen Hütten direkt an der rauhen Küste beim ersten Besuch sehr gefallen hatte, wollten wir hier auch nochmals zwei Tage verbringen. Leider spielte die Natur, d.h. das Wetter nicht ganz mit und aufgrund des regnerischen und eher kühlen und windigen Wetters (und R’s immer noch schmerzenden Knies) beschränkten sich unsere Outdoor-Aktivitäten vorerst mal auf eine kurze Erkundungstour durch das Camp. Viel hatte sich nicht verändert – die Hütten sahen immer noch genau gleich aus und so fanden wir auch leicht das auf Holzstützen gebaute Chalet ganz am Ende, wo wir vor rund 20 Jahren logiert hatten. Am zweiten Tag klarte es ein wenig auf, so dass wir doch noch den kurzen aber sehr schön angelegten und interessanten Hike zu den Hängebrücken am Storms River Mouth machen konnten. R zwar noch ein wenig humpelnd, aber es ging langsam besser – uff, nochmals Glück gehabt.
Addo Elphant Park
Zum Matyholweni Rest Camp, ganz im Süden des Addo NP, brauchten wir rund 2,5 Stunden. Da es innerhalb des Parks nur im etwa 1,5 Stunden entfernten Hauptcamp einen Shop mit Lebensmitteln gab, deckten wir uns im nahegelegenen ‘Colchester’ zuerst mal mit Lebensmitteln und Braai-Utensilien für die nächsten 3 Tage ein. Die rund 15 Cottages im Matyholweni Rest Camp sind sehr gemütlich und liegen alle nebeneinander mitten im Busch. Vom Balkon aus sieht man immer wieder verschiedene Vögel oder etwas weiter weg sogar Elefanten, die gemütlich im dichten Wald stehen und fressen. Auf, am und neben dem Hüttchen turnten auch immer wieder sehr neugierige Vervet Monkeys herum und beobachteten sehr genau, ob es für sie etwas Essbares zu ergattern gäbe – da hiess es immer aufpassen und nichts rumliegen lassen. Der südliche Teil des Addo NP hat uns grundsätzlich gut gefallen, hat aber den Nachteil, dass die Vegetation doch ziemlich dicht ist und man von der Strasse aus kaum weiter als ein paar Meter in das Dickicht bzw. den Wald hineinsieht. Wir waren auch immer ein wenig unruhig, einen oder mehrere Elefanten auf der Strasse anzutreffen, da es dadurch teilweise kaum Ausweichmöglichkeiten gab. So fuhren wir immer zuerst rund 6 km Richtung Norden, wo sich der Wald langsam lichtete und die Landschaft offener wurde. Dort gab es dann aber sehr schöne freie Ebenen, wo Zebras, Büffel, Elefanten, Eland, Hartebeest Antilopen oder Kudus friedlich gemeinsam grasten. Im Addo Elephant Park soll es zwar möglich sein, die berühmten ‘Big Five’ (Lion, Leopard, Rhino, Elephant und Buffalo) beobachten zu können. Allerdings muss man für die Sichtung eines Löwen, Leopards oder Nashorns doch sehr viel Glück haben. Nach zwei Übernachtungen im Matyholweni Rest Camp zogen wir weiter in den Norden, um dort im erst 2017 eröffneten Nyathi Rest Camp nochmals zwei Nächte zu verbringen. Nach einem kurzen Zwischenhalt mit Mittagessen und Proviant-Aufstockung im Main Camp, fuhren wir gleich in das rund 30 Minuten entfernte Camp, gespannt, wie die für Sanpark-Verhältnisse eher luxuriösen Bungalows tatsächlich aussehen. Wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Idyllisch gelegen, am Rande eines Plateaus schmiegen sich elf Rondels in die Landschaft ein. Alle mit toller Aussicht, schöner, grosser Terrasse, grosszügiger Innenausstattung, komfortablem Braai-Bereich und einem privaten Mini-Pool. Wirklich cool und ein Ort, an dem man gut ein paar Tage abschalten kann – und das auch noch mit der Möglichkeit von Tierbeobachtungen vom Balkon aus. Zugegeben, all zu rege ist das Tierleben dort nicht, aber immer wieder streifen mal ein paar Zebras, Antilopen oder Elefanten vorbei – und einmal trottete doch tatsächlich auch noch ein Nashorn über die Ebene unter uns!
Kruger NP
Alles in allem hat uns der Aufenthalt im Addo Elephant Park sehr gut gefallen. Bezüglich Grösse, Artenvielfalt und der Möglichkeit die ‘Big Five’ anzutreffen, kann er allerdings nicht ganz mit dem Kruger NP mithalten – muss er aber natürlich auch nicht und hat auf jeden Fall auch seine eigenen Reize.
Nachdem wir in Port Elizabeth unser bequemes SUV schon fast ein wenig wehmütig wieder abgegeben hatten, ging es mit Airlink über Johannesburg zum Kruger Mpumalanga International Airport, wo wir gegen 17:00 eintrafen. Da wir noch zu weit vom Phabeni Gate, unserem Eingang zum Kruger NP, entfernt waren und auch auf keinen Fall im Dunkeln unterwegs sein wollten, hatten wir im rund 20 Minuten entfernten Casterbridge Hotel in White River noch eine Übernachtung gebucht. Eine gute Entscheidung – denn so konnten wir ohne grossen Stress unser neues Mietwägelchen (ein nicht mehr ganz so neues SUV wie vorher – aber tiptop) in Empfang nehmen und erreichten White River dann auch noch, bevor es richtig dunkel wurde. Unser Plan für den Kruger NP war wie folgt: Zwei Übernachtungen im Satara Restcamp, eine Übernachtung im Skukuza Restcamp und dann nochmals vier Nächte bei T’s Schwester im gleich neben dem Kruger NP gelegenen privaten Sabie Park (siehe dazu auch Blogeintrag Surf ‘n’ Turf). Das Satara Restcamp liegt relativ weit nördlich innerhalb des Parks und so brauchten wir vom Phabeni Gate fast vier Stunden ,bis wir dort ankamen,konnten aber unterwegs bereits viele Tiere beobachten. Auch hier war unsere erste Aktion der Besuch des Camp-Shops, um Vorräte einzukaufen. Da wir nur noch drei Nächt im Park übernachteten und danach auch das Selbstversorgerleben vorbei war, hiess es wiederum sorgfältig zu planen. Anstelle von Briquets und Holz griffen wir daher für unser abendliches Braai-Znacht auch wieder auf die bewährte Braai-Box zurück (s. auch Blogeintrag Of Beasts, Bushcamps and Braais). Wir konnten einmal mehr einmalige Safari-Momente rund um Satara herum erleben – sogar (fast) alle ‘Members’ der ‘Big Five’ liefen uns wieder über den Weg – nur das Nashorn wollte sich partout nicht zeigen. Vielleicht war es ihm einfach zu heiss. Denn die Temperaturen waren hier im Osten im Vergleich zu den ersten zwei Wochen an der Küste um beinahe 20 Grad höher. So kletterte das Thermometer an manchen Tagen auf über 40 Grad im Schatten. Puh, ein paar Grade zuviel für unseren Geschmack – aber immerhin kühlte es in der Nacht jeweils wieder deutlich ab.
Die letzte Nacht im Park verbrachten wir in einem geräumigen ‘Riverside Bungalow’ in Skukuza – und mit einem hervorragenden selbstgrillierten Blesbok Filet, hmm, lekker. Danach freuten wir uns, die verbleibenden Tage mit Christine und Paul in ihrem Bush-Chalet im Sabie Park verbringen zu dürfen. Unglücklicherweise hatte ihr VW, mit dem sie einige Tage vorher von East London eingetroffen waren, kurz vor unserer Ankunft den Geist aufgegeben. Gerne halfen wir mit unserem Mietwägelchen ein wenig aus und brachten sie dann nach der überraschend prompten Reparatur nach Hazyview, um den Bus wieder abzuholen. So konnten wir dann doch noch mit ihnen zusammen einen ausgedehnten Game-Drive im Kruger NP erleben – immer ein Highlight eines jeden Besuchs.
Nach vier herrlich relaxten Tagen im Busch bei Christine und Paul, hiess es auch schon wieder Abschied nehmen. Zurück reisten wir vom Skukuza Airport über Johannesburg und Amsterdam nach Zürich. Da wir in Johannesburg rund acht Stunden auf unseren Anschlussflug warten mussten, gönnten wir uns noch ein Zimmer in unseren Protea ‘Stamm-Airporthotel’, wo wir dann auch gleich noch ein feines Abschiedsessen genossen. Das Shuttle brachte uns dann kurz vor Mitternacht zum Flughafen. Security Check und Passkontrolle konnten wir aufgrund der späten Stunde praktisch ohne Warten hinter uns bringen und dank der etwas teureren Sitzplätzen in der ersten Reihe, verlief auch der Rückflug recht entspannt. Mit Enspannung war es dann aber leider beim Umsteigen in Amsterdam wieder vorbei. Am Schiphol Airport herrscht nach wie vor grosses Chaos und an allen neuralgischen Punkten bilden sich riesige Schlangen. Nach etwa zwei Stunden anstehen hatten wir es dann auch durch die diversen Kontrollen geschafft . Schiphol werden wir in nächster Zeit auf jeden Fall möglichst meiden.
Wir haben unsere SA-Jubiläumsreise mit Garden Route und Kruger NP sehr genossen. Es hat viele Erinnerungen geweckt, aber wir konnten auch viel Neues entdecken.