Roadside Camping
September 25, 2023..immer noch auf der Nordinsel
September 29, 2023Auf unseren bisherigen Reisen haben wir uns meist knapp über, ziemlich genau auf oder dann unterhalb des Äquators bewegt. Ein Städtetrip nach St. Petersburg war unsere bisher nördlichste Reisedestination. Also war es an der Zeit für einen ausgedehnteren Besuch im hohen Norden. Aber eigentlich war es vor allem die Neugier auf das Kennenlenen eines für uns noch unbekannten Landes und die Lust auf wilde, weite und eindrückliche Landschaften, die Island zu unserem nächsten Reiseziel machten.
Von Anfang an war klar, dass wir einerseits die Insel auf eigene Faust erkunden wollten, andererseits in den zur Verfügung stehenden zwei Wochen auch möglichst das Beste, das Island zu bieten hat, mitbekommen wollten. Also entschieden wir uns für eine “Self-Driving Tour” rund um die Insel. Die Angebote der zahlreichen Anbieter solcher individuellen Rundreisen ähneln sich weitgehend. Unterschiede gibt es in kleinen Routen-Variationen oder etwa bei der Wahl der Unterkünfte. Wir entschieden uns für eine 10-tägige “Full Circle”-Tour bei “Nordic Visitor”. Jetzt in Nachhinein können wir sagen, dass dies eine durchaus gute Entscheidung war. Die Organisation der ganzen Reise hat wirklich einwandfrei geklappt und wir waren mit dem Mietwägelchen, der Auswahl der Unterkünfte und der Reiseroute im Grossen und Ganzen sehr zufrieden.
Im Detail hat das so ausgesehen:
Am 1. September Abflug in Kloten mit Icelandair. Bis Reykajvik dauerts ca. 3.5 Stunden. Am Kevlavik-Airport etwas ausserhalb von Reykjavik erwartete uns bereits ein Taxifahrer, der uns in ca. 50 Minuten direkt zum Hotel Borg im Stadtzentrum chauffierte – war sehr komfortabel. Zusätzlich erhielten wir eine Tasche mit allen nötigen Reiseunterlagen:
- Ausführliches Booklet mit der Beschreibung aller Highlights auf der Route
- Strassenkarte mit eingezeichneter Route und individuellen Hinweisen zu Highlights und Unterkünften unterwegs (z.B. auch, wo es unterwegs “Homemade Icecream” oder die besten Lobster gibt ;-)
- Prepaid Handy mit Ladegerät
Nach kurzem Zimmerbezug und Frischmachen gingen wir gleich auf Restaurant-Suche fürs Nachtessen. Gemäss Empfehlung von Tripadvisor versuchten wir das gut bewertete Fischrestaurant “The Fish Company”. War zwar originell ein- und hübsch angerichtet – vom Essen waren wir aber nicht so ganz überzeugt.
Am nächsten Morgen holte uns jemand von der Autovermietung beim Hotel ab, damit wir bei einem “Domestic Airport” unser Mietauto (Mazda CX-9) in Empfang nehmen konnten. Wiederum alles problemlos und wir bekamen sogar ein Navi, das uns die Orientierung auf der unbekannten Insel etwas vereinfachen sollte – für uns als Navi-Neulinge natürlich ein tolle Sache. Schon nach kurzer Zeit hatten wir Reykjavik hinter uns gelassen und dann wurde es sehr schnell sehr viel weniger geschäftig. Das Strassennetz – zumindest das asphaltierte – ist in Island nicht sehr dicht. Einfach gesagt gibt es genau eine gut ausgebaute Strasse, die rund um die Insel führt – die Route Number 1. Weicht man ein wenig davon ab, ist man auf den allgegenwärtigen Schotterstrassen schnell froh um ein etwas robusteres Auto. Andererseits macht dies die Navigation für Touristen natürlich auch einiges einfacher. Trotzdem haben wir es trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – Navi einmal geschafft uns kurzzeitig zu verfahren … aber schnell gemerkt und nicht allzu viel passiert ;-)
Unser Routenplan für die nächsten 10 Tage hat im Detail so ausgesehen:
Day 1: Welcome to Reykjavik – s. oben
Day 2: The Golden Circle
Und los ging’s auf den Golden Circle. Eine Rundtour mit vielen Highlights, die auch von Reykjavik aus machbar ist. Dementsprechend ist auch der Touri-Ansturm relativ gross.
… eine historisch und v.a. auch geologisch sehr interessanter Nationalpark. Einerseits war hier eine Art Landsgemeindeplatz, wo die ersten Isländer zusammen kamen und wichtige Entscheide fällten und Gericht hielten. Anderseits treffen hier zwei Kontinentalplatten aufeinander, so dass man an bestimmten Stellen mit einem Fuss in Europa und mit dem anderen in Nordamerika stehen kann.
In der “Geysir geothermal area” befindet sich der Urvater der Geysire – von ihm stammt der Begriff “Geysir”. Allerdings bricht er nur noch sehr unregelmässig aus, im Gegensatz zu Stokkur Geysir daneben, der regelmässig alle paar Minuten eine riesige Wasser-/Dampf-Fontäne in den Himmel schiesst …
Der Gullfoss ist einer der grossen Wasserfälle in Island – eindrücklich, zwischen diesen tosenden Wassermassen zu stehen.
Dieser inaktive Vulkankrater mit schönem Kratersee war auf unserer Tour die einzige Attraktion, bei der wir zusätzlichen Eintritt zahlen mussten – nicht wirklich viel, so dass sich ein Besuch sicher lohnt. Aber sonst waren wir sehr positiv überrascht, dass praktisch alle (Natur)-Sehenswürdigkeiten in Island kostenlos sind. Umso erstaunlicher war es, dass auch die Infrastruktur (Wege, WCs etc.) meist tipptopp waren.
Beim ersten Hotel (Grimsborgir) auf der Strecke erhielten wir wegen einer Überbuchung durch Touri-Gruppen ein Upgrade und konnten in einem schicken Bungalow mit eigenem Hot Tub logieren – cool – oder eben Hot so ein Privatpool im Freien :-)
Day 3: Waterfalls & Volcanic Beaches
Highlights: Seljalandsfoss, Skogar & Skogafoss, Vik & Dyrholaey , Kirkubaejarklaustur & area attractions, Fjaorargljufur.
Leider hats bei diesen beiden mächtigen Wasserfällen ziemlich heftig geregnet, so dass deren Besichtigung eher kurz ausfiel und die Möglichkeit für ein kunstvolles Fotosujet ziemlich beschränkt war. Aber trotzdem interessant …
… ungewöhnliche Basaltformationen im Meer und schwarzer Vulkanstrand aber sehr ungemütliches Wetter mit Regen und starkem Wind.
Day 4: Glaciers and Icebergs
Highlights: Skaftafell, Jokulsarlon, Vatnajokull, Hofn
Der Vatnajokull ist der grösste Gletscher Islands – oben sieht man einer der vielen kleinen Ausläufer. Davor kamen wir aber noch am berühmten Vulkan Eyiafialljökull vorbei, der vor ein paar Jahren mit seiner Asche den ganzen Europäischen Flugverkehr lahmgelegt hatte. In einem kleinen Museum/Shop am Fusse des Vulkans kann man Asche in der Flasche oder Lavasteine kaufen und einen kurzen Film anschauen, der den Vulkanausbruch aus der Perspektive einer direkt betroffenen Farmer-Familie zeigt.
Die Gletscher-Lagune Jokulsarlon gehört ebenfalls zum riesigen Vatnajokull Gletscher und liegt direkt an der Strasse Nr. 1 und ist damit sehr einfach zu erreichen. Wow, was für ein Anblick: Ein riesiger Gletschersee, auf dem unzählige kleinere und grössere Eisschollen treiben, bis sie dann durch einen breiten Fluss ins Meer wandern. Im Hintergrund gut zu sehen der mächtige Vatnajokull, der immer wieder Nachschub liefert. Diente offenbar auch schon für verschiedene Hollywood-Streifen (u.a. James Bond) als Kulisse.
Mit Amphibienfahrzeugen hat man die Möglichkeit, die Eisberge aus der Nähe zu betrachten.
Seehunde fühlen sich offenbar auch wohl in der eisigen Lagune.
Die ins Meer gewanderten Eisblöcke werden vereinzelt wieder an den schwarzen Lavastrand geschwemmt – surreale Bilder.
Die Gletscher-Lagune war sicher eines der Highlights auf unserer Tour. Ein Naturschauspiel, das es wohl nicht an vielen Orten auf der Welt so zu sehen gibt.
Das Etappenziel war ein Fosshotel (Hotelkette) nicht allzu weit von Jokusarlon entfernt. Zu unserer Überraschung gabs wieder ein Zimmer-Upgrade ;-) Oben die Aussicht aus der “Suite” – da freuten wir uns natürlich.
Zum krönenden Abschluss gönnten wir uns im nahe gelegenen Küstendörfchen Hofn ein seehr feines Lobster-Essen – lecker.
Day 5: Fjords and Fishing Villages
Highlights: Egilsstaoir, Petra’s Stone Collection, Lagarfljat, HallormsstaOur, Myvatn, Krafla , Mt. Hverfjall, Skutustaoir, Dimmuborgir
Die nächste Etappe führte uns zu den Fjorden ganz im Osten. Die Strasse windet sich der Küste entlang, so dass man nicht allzu schnell vorankommt. Die wilde Landschaft mit Bergen/Vulkanen auf der einen und dem Meer auf der anderen Seite bietet immer wieder neue, eindrückliche Aussichten. Wenn man das nächste Etappenziel nicht allzu spät erreichen möchte, hat man leider fast zu wenig Zeit das fotomässig alles festzuhalten.
Anschliessend ging es wieder weg von der Küste und auf einer Schotterstrasse über einen kleinen Pass.
Danach waren wir dann verkehrstechnisch inkognito unterwegs … :-)
Day 6: Lunar Landscapes of Lake Myvatn
Highlights: Myvatn, Jokulsargljufur, Dettifoss, Husavik
Der Weg zum Lake Myvatn – eine beliebte Ferienregion der Isländer – führt durch eine unwirtliche mondähnliche Vulkanlandschaft
..aber v.a. auch zu zwei weiteren Wasserfall-Giganten Islands, dem Dettifoss und Selfoss
Der Detifoss ist offenbar der grösste bzw. am meisten Wasser führende Wasserfall Europas
Der “kleine” Bruder des Dettifoss ist zwar nicht ganz so mächtig präsentierte sich dafür in der Abenddämmerung fast magisch.
Krafla ist ein weiterer geothermischer Hotspot mit Fumarolen und blubbernden Schlammlöchern.
Island kann wohl als das “gelobte Land” der geothermalen Energiegewinnung bezeichnet werden. Etwa vier Fünftel der Isländer beziehen ihre Energie bzw. ihr heisses Wasser aus dem Boden. So ist es auch nicht erstaunlich, dass man an der Strasse ständig Hinweisschilder zu heissen Quellen antrifft. Es gibt dafür sogar ein eigenes offizielles Hinweis-Zeichen.
Day 7: Explore North Iceland
Highlights: Akureyri, GoOafoss, Herring Museum, Glaumbaer Folk Museum, Skagafjorour.
Auf unserer Strecke der letzte grosse “Foss” – super Wetter und nicht allzu viele Leute
Day 8: Journey to Snaefellsnaes Peninsula
Highlights: Vatnsdalsholar, Stykkisholmur, Flatey
Bei der Umrundung der Snaefellsnaes Halbinsel hat uns das Wetterglück leider ein wenig verlassen. Es regnete und stürmte fast den ganzen Tag ziemlich heftig, so dass wir das Sightseeing etwas einschränken mussten und das wilde Treiben ab und zu vom schützenden Auto aus verfolgten.
Dafür logierten wir in einem traditionsreichen und stilecht eingerichteten Landhotel, in dem offenbar auch ab und zu der isländische Premierminister absteigt – allerdings zog der Sturm etwas durch die ehrwürdigen Ritzen, so dass es nicht ganz so gemütlich war.
Day 9: Snaefellsjökull National Park & Glacier
Highlights: LOndrangar, Dritvik Cove, Hellnar, Arnarstapi, Djupalonsandur, Reykjavik
Am nächsten Tag hatte sich der Sturm etwas gelegt und wir konnten die letzte Etappe unter angenehmeren Bedingungen in Angriff nehmen.
Im Gegensatz zu den vielen Naturwundern, die wir auf unserer Tour erleben konnten, ist uns an diesem Tag v.a. ein Tunnel kurz vor Reykjavik in Erinnerung geblieben, der einen Fjord unterhalb des Meeresgrundes durchquert. Dafür geht es am Anfang ziemlich steil hinunter und dann am Ende wieder rauf – war für uns als Binnenländler schon etwas speziell.
Day 10: Open Day in Reykjavik
An unserem letzten Tag in Reykjavik stand zuerst ein Besuch in der “Blue Lagoon” auf dem Programm. Bereits unterwegs hatten wir online eine Reservation für diesen Morgen gemacht. Dazu gehört auch Pickup und Dropoff beim Hotel. Die Blue Lagoon ist eine Thermalquelle mit natürlichem Thermalwasser und hat durch die spezielle Zusammensetzung heilende Wirkung bei verschiedenen Leiden und davon auch seine spezielle blaue Farbe. Sie ist ein der Top-Touristenattraktionen Islands und dementsprechend gut besucht. Trotz des teilweise grossen Besucheransturms und potentiell langen Warteschlangen (war bei uns glücklicherweise nicht der Fall) – muss man das schon mal erlebt haben, wenn man in Island ist.
Die Reise um die etwas rauhe und geologisch gesehen noch pubertierende Insel im Norden hat uns gut gefallen und war spannend. Abgesehen von vereinzelt etwas langen Teiletappen – zwei, drei Tage mehr würden da wohl Sinn machen – war auch die Tour mit eigenem Mietwägelchen sehr angenehm und ist definitiv zu empfehlen.
Island ist v.a. auch landschaftlich sehr lohnenswert und abwechslungsreich. Die Kombination von Vulkanen, Gletschern, Küste und den ständig wechselnden Wetterbedingungen lässt Bilder und Stimmungen entstehen, wie man sie nicht an vielen Orten antrifft.