Goodbye Oregon Coast
January 1, 2024Rund um die Zugspitze
September 25, 2024Azoren | 7.6.2024-21.6.2024
Die zu Portugal gehörende Inselgruppe im Atlantik stand schon seit längerem auf unserer ‘Bucket List’. Nachdem wir vor ca. 7 Jahren Madeira besucht hatten, waren wir sehr gespannt, was uns dort erwartete. Um es gleich vorweg zu nehmen, die Azoren waren für uns ein echtes Highlight, das uns mit seinen beeindruckenden Landschaften, dem vulkanischen Erbe und der feinen und frischen Fischgerichte sehr gut gefallen hat. Jede Insel hatte ihre eigene Persönlichkeit, und mit dem Inselhopping über vier verschiedene Inseln, durften wir einen umfassenden Eindruck von diesem faszinierenden Archipel bekommen. Weil die Organisation einer Reise mit dem Besuch von vier Inseln mit ebensovielen Mietwagen, Insel-Transfers und geeigneten Unterkünften – und das kurz vor der Hauptsaison – recht kompliziert geworden wäre, liessen wir uns die Tour von einer lokalen Reiseagentur zusammenstellen. Abgesehen von den teilweise doch sehr kleinen Mietwägelchen und den manchmal etwas abgelegenen Unterkünften, hat das für uns sehr gut gepasst.
Der Flug zum Hauptort Ponta Delgada auf der Insel São Miguel führte über Lissabon und dauerte mit Umsteigen ca. 5-6 Stunden. Wir erreichten die grösste Azoreninsel gegen Abend und konnten auch gleich ohne Anstehen unseren ersten Mietwagen in Empfang nehmen. Obwohl wir wegen dem fehlende Navi und schnell schwindenden Tageslicht ein paar Extrarunden drehen mussten, fanden wir das relativ zentral gelegene Canadiano Urban Nature Hotel recht zügig. Nach einer erholsamen Nacht konnte die Erkundung von São Miguel also losgehen.
Die Kraterseen von Sete Cidades waren ein spektakulärer Einstieg – besonders die Aussicht vom Vista do Rei war atemberaubend. Das Farbenspiel von Lagoa Azul und Lagoa Verde aus der Höhe zu sehen, war eindrücklich. Nach einem kurzen Spaziergang über den Canal das Sete Cidades verpflegten wir uns im gleichnamigen kleinen Städtchen am Lagoa Azul. Zurück in Ponta Delgada machten wir uns am Abend auf die Suche nach einem feinen Restaurant – wir freuten uns bereits auf feine Meeresfrüchte. Da wir für portugiesische Verhältnisse wohl ziemlich früh unterwegs waren, hatten wir auch schon bald Glück – ein stylisches Restaurant direkt am Meer. Hmm, besonders der grillierte Tintenfisch war sehr lecker. Die Stadt hat einen gewissen historischen Charme – zumindest im historischen Zentrum. Die schwarz-weiss gemusterten Gehsteige, die alten Gebäude und der lebhafte Hafenbereich geben einen interessanten Einblick in die Geschichte und Kultur der Insel.
Ein weiteres Muss auf São Miguel ist der Besuch des Terra Nostra Parks im knapp ein Stunde entfernten Furnas. Abgesehen vom Park gibt es aber auch unterwegs und im Ort selber noch verschiedene andere Highlights. Sehr genossen haben wir einen kleinen Spaziergang durch den idyllischen botanischen Garten Mata-Jardim José do Canto am Südufer des Furnas-Sees. Berühmt ist der Lagoa das Furnas jedoch v.a. für die am Nordufer befindlichen heissen Schwefelquellen. Da dampft, raucht, blubbert und sprudelt es aus zahlreichen Erdlöchern. In der Luft hängt der unverkennbare Schwefelgeruch nach faulen Eiern. In diesen Löchern wird auch das typisch lokale Gericht Cozido das Furnas zubereitet. Das ist ein Eintopf, in den nur einheimische Lebensmittel wie Kohl, Kartoffeln, Möhren, Fleisch und Würstchen hineinkommen und dann auf Vorbestellung in ausgewählten Restaurants in der Nähe genossen werden kann. Furnas ist wegen des berühmten Parks und den bekannten Thermalbädern ein sehr beliebter Ausflugsort. So drängen sich dann auch entsprechend viele Touristen, Autos und Cars durch die engen Gässchen. Am nördlichen Ende des Städtchens hat es einen öffentlich zugänglichen Park mit mehreren sehr aktiv sprudelnden Caldeiras – also heissen Quellen. Nicht nur interessant, sondern man kann sogar die Wirkung des siedenden Wassers gleich praktisch erleben. In diesen dampfenden und sprudelnden Fumarolen werden nämlich Maiskolben in grossen Stoffsäcken gegart und dann als gesunder Snack verkauft – simpel und fein.
Obwohl botanische Gärten normalerweise nicht unbedingt auf unserer Todo-Liste stehen, zählt der Terra Nostra Park aber sicherlich zu den schönsten, die wir gesehen haben. In erster Linie besuchten wir den Park jedoch wegen dem 38 Grad warmen – und offenbar europaweit grössten – Thermalbecken mitten im Park. Das Wasser ist wegen dem sehr hohen Eisenanteil ganz rotbraun und soll heilende Wirkung haben – auf jeden Fall sehr entspannend, wenn auch ziemlich gut besucht.
Nach einem kurzen Flug von São Miguel erreichten wir São Jorge. Die Insel ist berühmt für seine Fajãs – kleine, fruchtbare Ebenen, die sich an den steilen Küsten der Insel erstrecken und durch meist sehr steile und enge Strassen erreichbar sind. Unsere Erkundung begann mit einer Fahrt zur Nordküste zur Fajã dos Cubres, einem winzigen Dorf mit einer ehemaligen Lagune, die nun ein Biotop beherbergt. Von dort aus wanderten wir etwa 4 km entlang der Küste zur berühmten Fajã de Caldeira de Santo Cristo. Ein schöner Weg mit einigen Auf und Abs aber immer wieder wunderbaren Ausblicken aufs Meer. Unser letzter Tag auf São Jorge führte uns zum östlichen Ende der Insel, wo wir in der Gemeinde Norte einen malerischen Leuchtturm und eine schöne Badestelle im Meer entdeckten. Der Blick auf die Nachbarinsel Terceira war spektakulär. Auch der Westen der Insel lohnte einen Besuch, insbesondere der Waldpark von Rosais mit seinen vielfältigen Baumarten und den beeindruckenden Aussichtspunkten.
Unsere dritte Station war Pico, die „schwarze Insel“. Da wir diese Insel mit einer Fähre erreichten, konnten wir die dominierende Silhouette des Pico-Vulkans schon von Weitem sehen. Als wir in Madalena dann an Land gingen, thronte der malerische und eindrückliche Gipfel direkt vor uns. Die gut einstündige Fahrt zu unserer sehr schön aber auch etwas abseits gelegenen Unterkunft führte uns direkt durch die einzigartigen und berühmten Weinanbaugebiete Picos. Die Reben wachsen in kleinen, geschützten Parzellen, die von schwarzen Lavasteinmauern umgeben sind. Diese Mauern schützen die Pflanzen vor Wind und speichern die Wärme der Sonne. Der vulkanische Boden und das besondere Klima verleihen dem Wein einen charakteristischen Geschmack. Die Weinbaukultur von Pico wurde sogar von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Es ist eindrücklich, wie unglaublich viel Aufwand in diese steinigen Rebberge gesteckt wird.
Am nächsten Tag fuhren wir rund um die Ostspitze der Insel und dann ziemlich steil hinauf auf eine Art Hochebene zur Longitudinal-Straße (EN1-2A). Die vermeintlich schönste Strasse Portugals verdankt ihr Prädikat vor allem dem spektakulären und mit etwas Glück, ungehinderten Blick auf den Pico, den höchsten Gipfel des Landes. Als Regionalstraße Nr. 3-2ª erstreckt sie sich über 23 Kilometer, darunter die längste gerade Strecke auf den Azoren mit einer Länge von 9 Kilometern. Unterwegs machten wir einen kleinen Abstecher zum Lagoa do Capitão, ein malerischer See auf etwa 800 Metern Höhe. Der See liegt ruhig inmitten grüner Hügel und bietet bei klarem Wetter einen perfekten Blick auf den Vulkan.
Faial, die letzte Station unseres ‘Inselhoppings’ erreichten wir wiederum per Fähre. In Hafen von Horta nahmen wir auch zum letzten Mal einen Mietwagen in Empfang und fuhren in die südwestliche Ecke der Insel zu unserer auch wieder ausgesprochen schön gelegenen Unterkunft. Am ersten Abend machten wir gleich eine kleine Klippenwanderung zum Ponta do Morro – Castelo Branco, einem vulkanisch entstandenen Felskoloss im Meer. Der gewaltige Felsen ist auch ein Naturreservat und Nistplatz verschiedener Seevögel-Arten. Bei unserem Besuch sahen wir davon allerdings nicht viel. Wahrscheinlich war es nicht ganz die richtige Tages- oder ev. auch Jahreszeit. Aber die Aussicht in der Abendstimmung war jedenfalls wunderbar.
Am nächsten Tag nahmen wir die Umwanderung der sogenannten Caldeira, einem riesigen Einsturzkrater im Landesinnern, in Angriff. Die Rundwanderung entlang des Rands ist knapp 7 km lang, dauert ca. 2.5 Stunden und bietet immer wieder beeindruckende Ausblicke in den gewaltigen Krater und auf die umliegende Landschaft. Da diese Caldeira-Wanderung sehr bekannt und beliebt ist, haben wir hier zur Abwechslung auch wieder mal relativ viele Leute und einen vollen Parkplatz angetroffen. Etwas, das uns während unseres Aufenthalts erfreulicherweise meistens erspart geblieben ist. Ein weiteres Highlight auf Faial war der Besuch des Capelinhos Vulkans, der in den 1950er Jahren ausbrach. Die Landschaft dort gleicht einer Mondlandschaft – karg, bizarr und dennoch faszinierend. V.a. auch das moderne Vulkanmuseum ist informativ und bietet interessante Einblicke in die vulkanische Aktivität der Azoren.
Horta, der Hauptort der Insel ist ein beliebter Zwischenstopp für Segler auf ihren Atlantiküberquerungen. Die Hafenmauern sind mit bunten Malereien bedeckt, die die Geschichten und Erlebnisse der vorbeiziehenden Boote erzählen. Dort hatten wir eine kurze Stadt- bzw. Hafenbesichtigung eingeplant. Das klappte wunderbar. Einzig mit der Restaurantsuche war es ein wenig schwierig aber schlussendlich fanden wir ein gemütliches Beizli mit vielen Einheimischen und gutem Fisch und Shrimps. Das kleine Hafenstädtchen hat eine entspannte und freundliche Atmosphäre mit internationalem Flair. Die Menschen sind gastfreundlich, und die Mischung aus Natur, Geschichte und Seglerromantik macht den Besuch lohnenswert.
Die Azoren mit ihrer wilden, unberührten Natur, den zwar etwas zurückhaltenden aber immer sehr freundlichen Azorer und den abwechslungsreichen Landschaften waren für uns ein besonderes Reiseerlebnis, das uns lange in Erinnerung bleiben wird. Es bleibt zu hoffen aber eher unwahrscheinlich, dass sich der momentan noch etwas spürbare ‘Geheimtipp’-Faktor ein wenig länger bewahren lässt.