Im Land der langen Schatten
June 25, 2023Feuer im Dach der Welt
June 27, 2023Ostern in Oslo – mit diesem Städtetrip haben wir noch die letzte skandinavische Hauptstadt besucht. Eigentlich stand dieser Ausflug schon länger auf unserer Liste. Aus verschiedenen Gründen mussten wir das jedoch mehrmals verschieben. Dieses mal hat es jedoch geklappt und wir freuten uns auf ein paar interessante und auch geruhsame Tage in Norwegens Hauptstadt. Nachdem wir in Stockholm und v.a. in Kopenhagen ziemlich eisige Ostern verbracht hatten (bis zu -10 C), hofften wir natürlich, dass der Frühling in Oslo schon ein wenig spürbar sein würde. Die Wettervorhersagen sahen jedenfalls mit Temperaturen zwischen 0 und 4 C bei schönem Wetter recht vielversprechend aus. Als wir mit dem SAS-Airbus über das norwegische Festland Richtung Oslo flogen, wurde uns jedoch klar: Hier herrscht immer noch Winter – zumindest für unser Empfinden. Felder, Wiesen und Höfe sahen immer noch tief verschneit aus. Die Strassen waren zwar trocken und schneefrei, an den Rändern türmten sich jedoch noch ziemlich hohe Schneemauern. Wir waren nun gespannt, wie das in der Stadt aussehen würde. Zumindest erwartete uns bereits am Osloer Flughafen schönstes Wetter mit blauem Himmel – und so von hinter den Glasscheiben betrachtet, sah das eigentlich ganz gemütlich aus. Als wir dann aber unseren Koffer vom Flughafengebäude auf das Perron des ‘Flytoget’ zogen, mussten wir zuerst mal unsere Winterjacken auspacken. ‘Flytoget’ ist der Name des Superschnellzugs, der die Flugpassagiere in gut 20 Minuten direkt ins rund 50 km entfernte Zentrum von Oslo fährt. Ist nicht ganz so billig, aber definitiv die schnellste und komfortabelste Transfer-Variante. Zudem bekommt man dadurch auch einen kleinen Eindruck der Landschaft rund um die Hauptstadt.
Unser Hotel, das ‘Comfort Hotel Grand Central’ ist stadtbesichtungstechnisch sehr gut gelegen und befindet sich – wie der Name schon andeutet – sogar direkt im Osloer Hauptbahnhof ‘Sentralstasjon’. Das sogenannte Tüpfchen auf dem ‘i’ war dann aber noch unser Zimmer im obersten Stock mit Blick auf das Meer und das eindrückliche Opernhaus, das gerade von der ganz langsam untergehenden Sonne in weiches Abendlicht getaucht wurde. Also nichts wie los! Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und machten uns gleich auf den kurzen Weg, um eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Oslo ausführlich aus der Nähe zu inspizieren. Das Oslo Opera House wurde 2008 eröffnet und ist ein sehr moderner Bau aus weissem Marmor und Granit. Die grossen, hellen Steinflächen laden ein zum gemütlichen Verweilen oder Herumschlendern. Dass man sich dabei eigentlich die meiste Zeit auf dem Dach des Opernhauses befindet, merkt man nicht wirklich. Nachdem die Sonne hinter der Häuserzeilen auf dem gegenüberliegenden Ufer verschwunden war, wurde es dann aber ziemlich schnell empfindlich kalt. Der richtige Zeitpunkt, für Apéro und Nachtessen …
Sightseeing
Frisch gestärkt und gut ausgeruht standen für uns am nächsten Tag ein paar klassische Highlights auf dem Programm:
- Kathedrale
- Königspalast
- Vigeland Skulpturenpark
- Rathaus
- Aker Brygge Quartier
Das Schöne an Oslo ist auch, dass sich zumindest das Zentrum über eine nicht allzu grosse Fläche erstreckt. So konnten wir vom Hotel aus losmarschieren und auf dem etwa 20-minütigen Spaziergang zur einer Tramstation, die uns zum Vigelandpark führt, gleich die Kathedrale und den Palast gemütlich beim Vorbeispazieren erkunden. Der Vigeland Skulpturenpark ist das Lebenswerk des Bildhauers Gustav Vigeland (1869- 1943), mit mehr als 200 Skulpturen in Bronze, Granit und Schmiedeeisen. Die lebensgrossen und durchwegs splitternackten Figuren symbolisieren den Zyklus eines ganzen Lebens und sorgen ab und zu für ein Schmunzeln oder Kichern. Abgesehen von den mehr oder weniger sehenswerten Figuren ist es aber auch schön, einfach durch den weitläufigen Park zu flanieren – was bei unserem Besuch bei Schnee und Eis zwar eher ein durch den Park ‘rutschen” war.
Ausklingen liessen wir den Tag in ‘Aker Brygge’, einem hippen Wohnquartier am Meer mit vielen coolen Cafés, Restaurants und Läden. An diesem Ostersamstag war gut zu spüren, dass diese Gegend nicht nur bei den Touristen, sondern vor allem auch bei den Einheimischen sehr beliebt ist. An der Landspitze am unteren Ende des Quartiers befindet sich das Astrup Fearnley Museum of Modern Art. Das sah sehr interessant aus und auch das ganze Quartier gefiel uns sehr gut, so dass wir beschlossen, am Ostersonntag hierher zurückzukommen und uns ein wenig mit moderner Kunst auseinanderzusetzen.
Modern Art
So spazierten wir dann am nächsten Morgen am Meer entlang, vorbei am Opernhaus und dem Frachthafen wieder nach Aker Brygge und trafen ziemlich genau – und leicht durchfroren – zur Türöffnung um 11:00 beim Astrup Fearnley Museum ein. Die Architektur und die Lage des Gebäudekomplexes direkt am Meer ist eindrücklich, die – teils temporären – Ausstellungen und verschiedenen Installationen hinterliessen bei uns jedoch ein gemischtes Gefühl und führten schon mal zu Sprüchen wie etwa “da hat wohl einer seiner Psychose freien Lauf gelassen.” oder “das hätte der Sechsjährige meiner Schwester auch hingekriegt.” Aber das könnte durchaus auch an unserem nicht übermässig grossen Verständnis und Hintergrundwissen von moderner Kunst zuzuschreiben sein ;-) – war jedenfalls interessant und ein kleiner Blick in eine andere Welt.
Als Kontrastprogramm widmeten wir uns anschliessend wieder etwas profaneren Vergnügen und machten mit dem Tram Nr. 12 eine erweiterte Stadtbesichtigung Richtung Norden. Gegen Ende der Linie stiegen wir dann auf die U-Bahn um und fuhren ins multikulti-Quartier ‘Grønland’ – erinnert so ein bisschen an den Zürich-Kreis 5-Groove. Wir benutzten die Gelegenheit gleich, um uns das, in den Reiseführern hochgelobte, Restaurant ‘Asylet’ von Innen anzusehen. Um Zürich wieder als Vergleich herbeizuziehen, könnte man das Asylet wohl am ehesten als die ‘Reithalle’ von Oslo bezeichnen. Es ist in einem alten Gebäude mit schönem Innenhof untergebracht und wirkt mit seinen schweren langen Holztischen und getäferten Wänden sehr bodenständig. Auf dem Menü steht erschwingliche norwegische Hausmannskost. Wir begnügten uns jedoch mit einem Kaffee bzw. Bierchen (weil kein heisses Wasser für Tee vorhanden war ;-)
Out of Town
Nach unserem kurzen Spaziergang durch das Grønland-Quartier wollten wir mit dem Tram zum etwas südlicher gelegenen Ekebergparken fahren, um von der schönen Aussicht auf die Stadt zu profitieren. Irgendwie schien die Strecke jedoch wegen Bauarbeiten unterbrochen zu sein, so dass wir dann den nächsten Bus bestiegen, der als Tram-Ersatz zu dienen schien. Da hatten wir wohl irgendwas nicht so ganz richtig mitgekriegt, denn der Bus fuhr dann in eine leicht andere Richtung und in engen Kurven auch immer höher den Berg hinauf. Schliesslich kamen wir auf einer Art Hochebene an, die den Osloern offensichtlich als stadtnahes Langlaufgebiet diente. Von der Stadt selber war dort jedoch nichts mehr zu sehen. Wir stiegen also im nächsten kleinen Dörfchen aus und machten uns auf die Suche nach einem Tram oder Zug, der uns wieder zurückbringen würde. Wir fanden zwar die Tramlinie, jedoch war dort gerade ein grösserer Bautrupp daran, die Schienen neu zu verlegen. Also zurück zur Bushaltestelle und das Ganze nochmals in umgekehrter Reihenfolge. Immerhin hatten wir so nun auch noch ein wenig von der Osloer Agglo mitbekommen.
Zurück im ‘Sentrum’ stiegen wir auf eine andere Buslinie um und liessen uns auf die Museumsinsel ‘Bygdøy’ fahren. Auf dieser grossen Halbinsel im Westen der Stadt befinden sich – wie der Name sagt – verschiedene bekannte Museen wie z.B. da Norsk Folkemuseum (Freilichtmuseum), Frammuseum (Polarexpedition im 19. Jh.), Kon Tiki Museum oder ein Wikingerschiff-Museum
Da wir nicht allzu erpicht waren auf einen Museumsbesuch, genossen wir das schöne Wetter und spazierten durch die ruhigen Wohnquartiere bis ganz zum unteren Ende der Halbinsel, um von dort mit der Fähre wieder zurück nach Akker Brygge zu schippern.
Am nächsten Morgen brachte uns der ‘Flytoget’ wieder zügig zum Flughafen – so dass wir am Nachmittag sogar noch ein wenig vom schönen Osterwetter in der Schweiz profitieren konnten. Uns hat der kurze Trip in den Norden sehr gut gefallen. Obwohl im Grossraum Oslo rund 1.5 Millionen Menschen leben – was fast ein Drittel der Gesamteinwohnerzahl Norwegens ausmacht – hat man nicht wirklich das Gefühl in einer Grossstadt zu sein. Gerade im Zentrum ist alles sehr überschaubar und gut erreichbar. Die Lage am Meer und die vielen Parks und Grünzonen tragen sicher auch noch zu einer gewissen Gemütlichkeit bei. Also gerne wieder mal …