Etosha-Special
September 21, 2023Stadtbesichtigung
September 25, 2023Japan | 2.9. – 21.9.2023
Für Japan, die letzte Destination auf unserem 2023-Round-The-World-Trip hatten wir bei der Ankunft eigentlich noch keinen richtigen Reiseplan. Die einzigen fixen Punkte waren die Reservation für zwei Übernachtungen in Hakata, die Online-Bestellung des Japan Railpasses und schlussendlich der Rückflug von Tokio.
Die knapp 4-stündige Überfahrt von Busan nach Hakata mit der Queen Beetle Highspeed-Fähre war zu Beginn ein wenig rauh, da wir zuerst noch eine Schlechtwetterfront mit starkem Regen und Wind durchqueren mussten. Der schnittige Katamaran schaukelte kräftig und legte sich bei starken Böen auch ziemlich auf die Seite. Das Wetter besserte sich aber schnell und wir konnten dann eine komfortable und ruhige Überfahrt nach Japan geniessen. Als uns Hakata ebenfalls wieder mit heiss-schwülem Klima empfang, waren wir uns schnell einig, dass unsere Reiseroute in den Norden des Landes, nach Hokkaido führen soll.
Aber zuerst ging es auf Essenssuche. Da unser Hotel nicht gerade im Zentrum lag und wir noch nicht so recht wussten, was uns in den kleinen, nur auf japanisch angeschriebenen Beizlis in der Nachbarschaft erwartete, landeten wir schliesslich in einer Art Pizzeria. Als der junge Kellner erfuhr, dass wir aus der Schweiz kommen, erzählte er gleich ganz stolz von seinem geliebten Victorinox-Messer und seiner Swatch – so witzig ;-)
Am nächsten Tag stand noch einmal ein wenig Reiseadministration auf dem Programm: SIM-Karte besorgen, eine sogenannte IC Card für die einfache Benutzung des öffentlichen Verkehrs (ohne Shinkansen) kaufen, den Japan Railpass am Bahnhof abholen und dann auch gleich die ersten Sitzplätze für die Weiterfahrt mit dem Shinkansen nach Kyoto reservieren. Das klappte soweit alles recht schnell und ziemlich unkompliziert. So wieder gerüstet für unsere Japan-Tour hatten wir noch Zeit für ein wenig Sightseeing.
Hankyu Shoppingcenter: Das Einkaufszentrum ist nicht wirklich eine Touristenattraktion, für uns aber trotzdem einen Besuch wert, da es auf dem Dachgeschoss des Shoppingcenters eine Art Mini-Vergnügungspark inkl. Kinder-Zuglein und – für uns interessanter – eine Aussichtsplattform hat, von der man eine gute Sicht über die ganze Stadt bis hin zum Meer hat. Im Food-Court einen Stock tiefer, probierten wir die beliebten kalten Soba-Nudeln. Ganz interessant – aber wir bevorzugen doch eher die warme Variante.
Tocho-ji Tempel: Dieser buddhistische Tempel wurde 806 errichtet und beherbergt den „Fukuoka Daibutsu“ oder “Der grosse Buddha von Fukuoka”, eine mehr als 10 Meter hohe Holzstatue des sitzenden Buddha. Den Informationstafeln am Tempel zufolge handelt es sich um die grösste hölzerne Buddha-Statue Japans in sitzender Haltung. Sieht jedenfalls ziemlich beeindruckend aus, v.a. auch, weil sie aus Holz gefertigt ist – etwas, das man nicht so oft sieht. Ein weiteres Highlight dieses Tempels ist ein kleiner, eng gewundener Gang hinter der Statue, der zuerst an verschiedenen gruseligen Darstellungen der buddhistischen Höllen vorbei führt. Danach wird es stockdunkel und man muss sich durch mehrere enge Kurven durchtasten, bis es wieder heller wird. Dies soll symbolisieren, dass Buddha aus jeder Finsternis wieder ins Licht führt. Ein sehr spezielles Erlebnis, sich durch diesen engen Gang zu tasten ohne zu wissen, was kommt …
Der nächste Ort und auch die erste Station, die wir mit dem Shinkansen erreichten, war Kyoto. Schon sehr praktisch, dieses Superschnellzug-Netz, mit dem man wirklich sehr schnell im ganzen Land rumreisen kann. Mit dem oben erwähnten Japan Railpass kann man die meisten dieser Züge während einer bestimmten Zeit (in unserem Fall für 3 Wochen) unlimitiert oft benutzen. Man muss einfach vor der Fahrt die gewünschten Sitzplätze reservieren – ganz einfach via Website.
Kyoto ist eine der ältesten Städte und hat dementsprechend auch eine Vielzahl von historischen Gebäuden und Tempeln. Da es in Kyoto aber noch ein bisschen heisser und auch sehr schwül war, beschränkten wir uns auf diese Highlights:
Fushimi-Inari Taisha Tempel: Dieser Shinto Shrine ist berühmt für seine unzähligen Torii Gates. Das sind die bekannten – meist ganz roten – Tempel-Eingangstore. Bei diesem Tempel gibt es so viele, dass sie lange Tunnels bilden, durch die man laufen kann – sieht sehr speziell aus. Eine Art Pilgerpfad mit vielen Stufen und Torii Gates führt auf einen kleinen Berg, von wo man eine schöne Aussicht auf Kyoto hat. Der Aufstieg war vor allem auch wegen der Hitze und hohen Feuchtigkeit aber extrem schweisstreibend – aber immerhin ging es den Hunderten von anderen Touris gleich wie uns ;-)
Arashiyama Bamboo Wald: Hier findet man verschiedene Spazierwege, die durch endlose Reihen aus hoch aufragendem Bambus führen. Da das Durchwandern dieses Bambuswaldes am Eindrücklichsten ist, wenn es ruhig und möglichst menschenleer ist, waren wir bereits vor 8 Uhr früh vor Ort. Obwohl es bereits ein paar andere Frühaufsteher hatte, war es ein Waldspaziergang der besonderen Art. Definitiv ein komplett anderes Erlebnis als in den Redwoods oder etwa dem Bödmeren Wald-:).
Kinkaku-ji Golden Temple: Der krönende, aber auf seine Weise fast unspektakulärste, Abschluss der Kyoto-Highlights-Trilogie bildete der sogenannte Goldene Tempel. Punkt 9 Uhr öffneten die Mönche die Tempel-Pforten, um die vielen, bereits wartenden Besucher einzulassen. Ticketverkauf und -kontrolle verlief sehr schnell und perfekt eingespielt – hier war man definitiv auf grossen Andrang vorbereitet. Das Prunkstück und Hauptfoto-Sujet des Tempels ist ein goldener Pavillon am Ufer eines Teichs mit kleinen Inselchen mit Bonsai-Tännchen. Wirklich sehr eindrücklich und schön angelegt. Ansonsten ist das Tempelgelände, durch das man auf einem strikt markierten Einbahnpfad spazieren kann, nicht so gross, so dass wir rund 20 Minuten später wieder beim Ausgang waren.
Burg Nij: Burganlage und ehemaliger Sitz des Shoguns in Kyoto. An dieser eindrücklichen Burg kamen wir an einem Abendspaziergang vorbei. Da sie bereits geschlossen war, beschränkten wir uns auf eine Aussenbesichtigung.
Am Abend genossen wir noch ein weiteres Highlight ganz anderer Art: Ein Sukiyaki auf einer schönen Gartenterasse direkt am Fluss. Sukiyaki ist ein traditionelles und populäres Topfgericht, bestehend aus hauchdünn geschnittenem Rindfleisch, verschiedenem Gemüse, Shiitakepilzen, Tofu, Glasnudeln usw. Diese Zutaten werden dann in einer Sojasossen-Brühe, die mit Zucker und Mirin gewürzt ist, direkt auf dem Tisch geköchelt. Da wir keine Ahnung hatten, wie das Ganze eigentlich abläuft, waren wir natürlich froh, dass eine der Kellnerinnen in schönem Kimono uns tatkräftig und mit viel Lachen und Deuten bei der Zubereitung unterstützte. Auch wenn einzelne Zutaten für uns ein wenig gewöhnungsbedürftig waren, haben wir dieses kulinarische Erlebnis sehr genossen.
In Nagano, unserem nächsten Stopp, erhofften wir uns etwas angenehmere Temperaturen – immerhin fanden dort ja 1998 die Olympischen Winterspiele statt. Die mit fast 400 m.ü.M gelegene höchste Präfekturhauptstadt hielt dann auch, was sie versprach und empfing uns mit einer fast schon kühlen Brise – sehr angenehm nach dem heissen und dampfigen Kyoto. Dies benutzten wir gleich und spazierten auf einer Art Pilgerweg mit hölzernen Wegweisern zum Zenkõ-ji Tempel. Das wirklich sehenswerte Gebäude wurde 642 erbaut, die Haupthalle ist mit 30m Höhe und 54m Länge eines der grössten Holzgebäude Japans und ist umgeben von einem schönen grossen Park mit verschiedenen japanischen Bäumen. Pünktlich um 5 Uhr Abends signalisierte die Glocke die Schliessung des Tempels. Dieser kleine Ausflug hat uns sehr gut gefallen, einerseits wegen dem angenehmeren Klima und andererseits, weil hier wesentlich weniger Leute unterwegs waren.
Und schon gings wieder weiter auf unserer Reise Richtung Norden. Jetzt war es an der Zeit, mal eines der berühmten Ryokans auszuprobieren. Ein Ryokan ist ein traditionell japanisches Hotel, das zwar meist ein wenig teurer ist, dafür ein sehr umfangreiches, typisch japanisches Abendessen und Frühstück inbegriffen ist. Die Zimmer sind mit Reisstrohmatten (Tatami) ausgelegt und anstelle von den gewohnten Betten schläft man auf Futons. Zusätzlich bieten einige auch gleich eine hauseigene heisse Quelle (Onsen). Im Zimmer und auch beim Abendessen gilt striktes Schuhverbot. Unser Ryokan lag am Morioka Gosho Lake, einem kleinen Stausee etwas ausserhalb von Morioka, ca. 2 Zug- bzw. Shinkansen-Stunden nördlich von Nagano, und mit Sicht auf den Vulkan Iwate. Offenbar verirren sich nicht allzu viele westliche Touris dorthin. Jedenfalls waren wir in dem recht grossen Hotel die einzigen nicht-asiatischen Gäste und die Kommunikation mit den Mitarbeitern auf Englisch war praktisch unmöglich. Aber mit viel Gestikulieren und der Unterstützung von Google-Translator kommt man meistens immer irgendwie zum Ziel. Beim Übersetzen des riesigen Menüs für das traditionelle japanische Znacht kam die App aber auch an ihre Grenzen. Aber immerhin bekamen wir so eine ungefähre Idee, was da alles auf dem Teller bzw. in den vielen Schälchen lag – vieles davon hatten wir noch nie gehört. In einem Töpfchen köchelte das Reis vor sich hin und in der Mitte hatte es einen Hotpot, also eine Pfanne, in der man die verschiedenen Zutaten in einem Sud kochen konnte. Ein richtiger Food-Event und das Meiste auch sehr lecker.
Nach dem interessanten Wellness-Abstecher zum Gosho Lake erreichten wir am nächsten Tag auch schon Hakodate ganz im Süden von Hokkaido und zugleich unsere nördlichste Destination. Man merkt sehr gut, dass Hakodate eine Hafenstadt und Seafood dort allgegenwärtig ist. Auf dem kurzen Weg zum Hotel kamen wir bereits an Dutzenden kleiner Shops mit grossen lebenden Königskrabben, Tintenfischen oder Dosen voller oranger Fischrogen vorbei. Zusätzlich gibt es dort am Hafen auch noch einen Morgenmarkt, in dem auch noch Meeresfrüchte in allen Variationen angeboten werden. Uns interessierte hier jedoch in erster Linie der Hakodate-yama, der Hausberg von Hakodate. Auf dem, zumindest für schweizerische Verhältnisse, nicht allzu hohen Gipfel (334 m.ü.M) gibt es eine Aussichtsplattform und ein Panoramarestaurant, das offenbar vor allem für romantische Dinner mit Blick auf die beleuchtete Stadt beliebt ist. Angesichts der auch hier immer noch heissen Temperaturen liessen wir uns von der stattlichen Seilbahn nach oben bringen. Die paar hundert Höhenmeter halfen schon sehr und wir genossen die schöne Aussicht über die ganze Halbinsel bei einer angenehm kühlen Brise. Am Sonntag fand dann ganz in der Nähe unseres Hotels ein Tanzfestival statt, bei dem grosse Formationen aus ganz Hokkadio nacheinander auf der Strasse auftraten – war interessant, dem bunten und teilweise lautstarken Treiben zuzusehen. Ist immer cool, wenn man zufällig und spontan bei so einem lokalen Event teilhaben kann.
Dann ging es wieder zurück mit dem Shinkansen über Morioka und Omya nach Hakone, südwestlich von Tokyo. Von dort per Bus auf einer engen und kurvigen Bergstrasse weiter zum kleinen Örtchen Kowakidani, wo wir uns nochmal für ein paar Tage in einem Ryokan mit eigener heisser Quelle einquartiert hatten. Kowakidani war auch der perfekte Ausgangsort für Ausflüge zur Owakudani Seilbahn und dem Ashi Lake …
Ja, auch hier gäbe es wieder viel zu erzählen: Da war die Sicht auf den ehrwürdigen Fuji-San, die Seilbahnfahrt über zischende und dampfende Fumarole, die Durchquerung des Ashi Lake (Kratersee) auf einem Piratenschiff, der Onsen zwischen Felsen und Bambussträuchern, der japanische Tischgrill-Znacht im Kimono, was es auf sich hat mit metergrossen Spiegeleiern im Park oder was die Rhätische Bahn im Bahnhof von Gora macht …
Wir haben uns ab und zu gefragt, wie viele Einzelheiten wir in unsere Stories verpacken sollen. In der Zeit von Instagram, Tiktok oder Snapchat erscheinen manche unserer Blog-Einträge vielleicht etwas sehr lang. Wir hoffen jedoch, eine einigermassen verdauliche Mischung von Zusammenfassung und Details gefunden zu haben.
So, nun aber wieder zurück zu Japan: Um es kurz zu machen, wir haben die Zeit hier in Hakone sehr genossen. Die Landschaft war so ganz anders als die grossen Städte, in denen wir auf unserer Japan-Tour Halt gemacht haben. Dies gilt ganz besonders für Tokio, der Endstation unserer Reise. Zum krönenden Abschluss hatten wir uns ein schönes Zimmer im attraktiven und relaxten Toyosu Staddteil im 33sten Stock geleistet. Von dort hatten wir einen perfekten Blick auf Meer und Skyline und ab und zu zeigte sich in der Ferne sogar der Fuji-San!
Wieder zurück in der unangenehmen Hitze waren wir zugegebenermassen nicht mehr sehr unternehmenslustig und beschränkten uns vor allem auf kurze Indoor-Ausflüge (aka Shopping;-), genossen die Aussicht und probierten uns durch die grosse Vielfalt der zahlreichen Food-Courts. Davon abgesehen benutzten wir aber auch noch die Gelegenheit, unsere Arbeitskollegen im Tokioter Victorinox-Büro zu besuchen – immer wieder interessante Begegnungen.
Vielleicht ist dem Einen oder Anderen aufgefallen, dass das Thema ‚Temperatur‘ in den letzten paar Beiträgen immer wieder ein Thema war. Tatsächlich haben wir v.a. in Asien ziemlich oft unangenehme und feuchte Hitze erlebt -zum Glück gibt es in vielen Hotels Self-Service Waschmaschinen ;-) Wir waren ein wenig überrascht, dass es in Japan auch im September noch so heiss war – eigentlich hätte es zu dieser Zeit schon rund 5 Grad kühler sein sollen.
Damit geht unsere 5-monatige-Reise und eine ganz besondere Zeit zu Ende. Es war ein sehr abwechslungsreicher Trip, lustig, seltsam, erstaunlich, unerwartet, windig, kalt, heiss, schwül, aber immer sehr interessant und spannend. Zwischendurch kamen wir auch ein wenig an unser Limit, aber Dank gutem Teamwork und hilfsbereiten Menschen fanden wir immer einen Weg …
Wir hatten viele Begegnungen mit unzähligen, ganz unterschiedlichen Leuten, aber durchwegs sehr freundlich, hilfsbereit, lustig, manchmal absolut nicht verständlich, kurios oder verblüffend.
Wir sind sehr dankbar, dass eigentlich fast alles wie geplant und ohne grosse Zwischenfälle geklappt hat und wir gesund und mit vielen neuen Eindrücken wieder zu Hause eingetroffen sind. Wir freuen uns nun noch auf ein paar Tage mit unseren Familien und Freunden – und einigen, hoffentlich noch schönen Wandertagen.
In diesem Sinne, bis bald und ‚Life is short and the World is wide’ …
2 Comments
Welcome back home!??
Many Thanks! :-)