Hopp FCB!
August 4, 2023Die mit den Fischen schwimmen
August 7, 2023Die heftigen Regenfälle sorgten für einen eher unruhigen Schlaf im Yanchep NP. Trotzdem waren wir früh wieder unterwegs. Schliesslich mussten wir bis zu unserem Endziel in Broome noch über 3000 km hinter uns bringen. Eine doch recht beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass unser gesamter Roadtrip von Seattle entlang der Oregon Coast bis nach San Francisco nur etwa ein Drittel dieser Strecke ausmachte. Allerdings sind die Strassen hier komplett anders als in der USA. Während entlang der 101 in Oregon immer recht viel Verkehr herrscht, ist man hier oft auf weite Strecken ganz alleine unterwegs – besonders je weiter man nach Norden kommt. So rasen die Kilometer bedeutend schneller vorbei. Dazu kommt, dass es zwischen den verschiedenen kleinen Orten entlang der Strecke oft nicht wirklich viel zu sehen gibt ausser ein wüstenähnliches Nichts. So hatte es z.B. auf der letzten Etappe von Port Hedland nach Broome während über 600 Kilometern gerade mal 3 Roadhouses (einfache Raststätten, wo man essen, tanken und übernachten kann) – wovon eine gerade auch noch geschlossen war, und dazwischen einfach nichts ausser trocken-heisses Buschland. Den Benzintank bei jeder Gelegenheit zu füllen ist hier Pflicht. Bevor wir aber Broome erreichten, gab es entlang der Westküste viel zu sehen und entdecken. Hier die Zwischenstopps und Highlights in einigermassen chronologischer Folge:
Nambung National Park
Das Highlight dieses Parks ist die Pinnacle Desert. Eine Wüstenlandschaft mit ganz speziellen Steinformationen. Man kann dort auf einem kurzen Drive mit dem Auto mittendurch fahren oder die kuriosen Gebilde zu Fuss erkunden. Wir machten beides, wobei die kurze Offroad-Strecke mit unserem ziemlich langen Van ein wenig grenzwärtig war.
Pink Lake
Der sogenannte Pink Lake, etwa eine Autostunde nördlich von Geraldton, ist eine Lagune, die durch eine spezielle Alge eine ganz besondere Farbe bekommen hat – sieht aussergewöhnlich aus, v.a. weil ganz natürlich und nicht durch irgendwelche Chemie. Offenbar wird diese Alge aber auch verwertet und für Kosmetika verwendet. Im verschlafenen Port Gregory am Ufer der Lagune stoppten wir für einen Burger in einem kleinen „Roadhouse“ – lecker ;-)
Kalbarri Nationalpark
Der Kalbarri NP bietet einerseits spektakuläre Küstenabschnitte mit hohen Kliffs, interessanten Felsformationen, eindrücklicher Brandung und besten Whale-Watching-Bedingungen. Andererseits gibt es auch einen Inland-Bereich mit tiefen Schluchten, verschiedenen Wanderwegen und einem Skywalk. Auf dem Weg nach Kalbarri, wo wir in einem Holiday Caravan Park noch ein Plätzchen gefunden hatten, entdeckten wir dann auch Buckelwale, die mit ihren Jungen Richtung Norden bis nach Broome zogen und ganze Gruppen von Delfinen – auch die einheimischen Reisenden waren ganz erfreut über das rege Treiben im Meer. Am nächsten Tag fuhren wir nochmals zu den schönsten Küstenabschnitten und besuchten dann den Inland-Teil des Parks. Die Hauptattraktionen sind dort mehrere tiefe, vom Murchison River geformte Schluchten in einer typisch australischen Landschaft à la Crocodile Dundee. Verschiedene längere und kürzere Wanderwege führen zu speziellen Aussichtspunkten wie etwa dem spektakulären ‘Nature’s Window’ oder dem ‘Hawks Head’. Auf einem erst 2020 eröffneten Skywalk kann man ganz ungefährlich auch einen Blick in die Tiefe werfen.
Eigentlich hatten wir nur eine Übernachtung in Kalbarri eingeplant. Da der Park aber so viel zu bieten hatte, und es inzwischen schon recht spät geworden war, blieben wir gleich noch eine Nacht in Kalbarri auf einem Campingplatz in einer Pferderanch.
Hamelin Pool
Hier machten wir auf dem Abstecher nach Monkey Mia Halt auf einem kleinen Camping, dem Hamelin Pool Caravan Park. Das kleine Örtchen, eigentlich nur gerade bestehend aus zwei Häusern – einer ehemaligen Telegrafen-Station und der Post – ist einerseits erwähnenswert, weil es im frühen 19. Jahrhundert ein wichtiger Verkehrs- und Kommunikationsknotenpunkt war und andererseits, weil es der Zugangspunkt zu den sogenannten Stromaliten ist. Diese lebenden Fossilien sehen recht unspektakulär aus, haben aber offenbar in der Entstehung der Erde eine massgebliche Rolle gespielt. Noch nie gehört – aber man lernt ja nie aus … :o) Der Holzsteg, um diese Formationen am Strand zu besichtigen, wurde vor zwei Jahren von einem Wirbelsturm zerstört und bisher aber nicht wieder renoviert – also allzu gross scheint das Interesse dafür auch nicht zu sein. Die eigentliche Hauptattraktion war für uns aber eher der kleine sympathische Camping. Netter Empfang, ruhig, viel Platz, ein eindrücklicher Nachthimmel (sehr wenig Lichtverschmutzung) und mit den beiden historischen Gebäuden gleich noch so etwas wie ein Openair Museum.
Monkey Mia
Unser nächstes Ziel war der Monkey Mia Conservation Park, weltbekannt für sein ‘Dolphin Experience’, bei dem man zusehen kann, wie die ansässigen Delfine ganz nahe an den Strand kommen und dort mit einem der Rangers interagieren. Natürlich kriegen sie auch ein paar Fische – aber nur zwei der Delfine und wirklich nur ganz wenig, rund 10% ihres täglichen Bedarfs. Der Grund für das (fast) tägliche Auftauchen scheint also tatsächlich nicht primär das Futter zu sein, sondern auch die Neugier oder auch die Gewohnheit, die ihnen vertrauten Ranger zu treffen – und vielleicht auch die Touristen am Strand zu beobachten. Unterwegs gab es aber auch noch ein paar Highlights zu entdecken. Zum Beispiel die Shell Beach, ein rund 15 km langer und 1 km breiter Strand mit winzigen, schneeweissen Muscheln anstelle von Sand – sehr speziell für die Füsse und das Auge. Oder Eagle Bluff: ein Aussichtspunkt auf einem Kliff mit wunderbarem Blick auf grünblaues, flaches Wasser, in dem auch Schildkröten, Rochen und Dugongs zu Hause sind. Wir konnten von dort sogar ein paar Rochen durchs klare Wasser schweben sehen.
Der letzte Ort vor Monkey Mia ist Denham, ein kleines Städtchen am Meer, es wirkt zwar ein wenig künstlich, aber hübsch anzusehen und mit Emus, die auf den Strassen herumstolzieren, wie die Kühe in Indien.
Monkey Mia bzw. seine Delfine sind ein starkes Touristenmagnet. Auf jeden Fall hatten wir gut daran getan, einen Platz im riesigen Camping im Voraus zu reservieren. Hier, so schien es, machten alle Traveller entlang der Westküste, zumindest für einen Tag Halt – wie wir ja auch. Der Camping wie auch der ganze Conservation Park ist sehr modern. Tiptoppe und gepflegte Gemeinschaftsküche, Dusche/WC etc. Beim Zvieri vor dem Camper erschien gleich eine kleine Gruppe gar nicht schüchterne Emus, die sich ein paar Happen erhofften. Die grossen Vögel wurden früher oft von den Besuchern gefüttert, was heute nicht mehr erlaubt ist. Trotzdem sehen sie den Campingplatz immer noch als einfache Nahrungsquelle und sind deshalb entsprechend aufdringlich. Sie lassen sich aber problemlos verjagen und sind natürlich zumindest als Fotosujet immer noch beliebt. Damit nicht genug, tribbelte gleich neben unserem Camper auch noch ein Echidna (Ameisen- oder Schnabeligel) vorbei, der sich von uns offenbar gar nicht gestört fühlte und mit seinem Schnäbelchen eifrig und ganz vertieft in der losen Erde nach Futter suchte – spannend und auch die einzige Begegnung, die wir mit diesem kuriosen Tierchen hatten.
Am Morgen standen wir dann Punkt 7.45 vorne am Quai, wo die Ranger den Hintergrund und den Ablauf des ‘Dolphin Experience’ kurz erläuterten. Danach geschah eine Weile mal nichts und die gespannt wartende Menschenmenge am Strand lichtete sich immer mehr. Es ist jeweils nicht klar, ob oder wann die Delfine auftauchen – scheint immer ein wenig Glückssache zu sein bzw. von der Laune der Hauptakteure abzuhängen. Doch plötzlich waren die typischen Klicklaute zu hören und schon tauchte eine Gruppe von acht Delfinen ganz nahe am Ufer auf. Innert weniger Sekunden war der Strand wieder gefüllt mit neugierigen Touris und eine Rangerin watete ins Meer, um die sehnlichst erwarteten Gäste zu begrüssen. Sie kennen die einzelnen Tiere ganz genau anhand der individuellen Form der Rückenflosse und speziellen Merkmalen wie etwa Bissspuren von Haien. Aber auch die Delfine schienen interessiert zu sein. Immer wieder legten sie sich auf die Seite, um beobachten zu können, was sich am Ufer denn so abspielte. Zum Schluss gab es noch drei Fische für zwei der Delfine und das Auswaschen der Fischeimer signalisierte den Tieren dann den Schluss des Besuchs, worauf sie auch prompt wieder verschwanden. Das war wirklich interessant und ein Highlight für uns.
Carnarvon
Hauptort der Gascoyne Region, in der viel Obst angebaut wird, unter anderem auch riesige Avocados, von der wir im Camping-Shop gleich eine kauften. Für uns nicht unbedingt ein spezielles Highlight, sondern einfach ein Zwischenhalt, bei dem u.a. auch wieder mal Camping-Alltag mit Wäsche waschen angesagt war. Am nächsten Tag fuhren wir gleich ca. 370 km bis nach Exmouth mit Frühstücks-Stop in einem Roadhouse, wo wir den Brekkie-Wrap probierten. (Tortilla gefüllt mit Hashbrowns, Omelette, Käse und knusprigem Speck) – praktisch und lecker ;-)
Exmouth
Dieser bekannte Küsten- und Ferienort mit Zugang zum Ningaloo Marine Park stand bei uns eigentlich auf der Liste, weil wir hier das immer und überall erwähnte Schwimmen mit Walhaien ausprobieren wollten. Allerdings mussten wir dann erfahren, dass die Wahlhai-Touren bereits auf Wochen ausgebucht waren – und übrigens auch die Stellplätze auf den Campings. Tja, selber schuld ;-( So machten wir wieder kehrt und fuhren weiter Richtung Norden. Gemäss der Wikicamps-App lagen zwar für längere Zeit keine anderen Campingplätze mehr auf der Strecke, dafür ein paar sogenannte Rest-Areas (grössere Plätze entlang der Strasse, auf denen man gratis für 24 Stunden bleiben kann). Die Übernachtung auf einem dieser viel einsameren und naturnaheren Plätze war für uns dann aber trotz nächtlichem Wolkenbruch auch ein Highlight.
Karratha
Der Regen und die Wolken verzogen sich rasch und als wir am späteren Nachmittag in Karratha eintrafen, war es wieder sonning und warm. Mit jedem Tag, an dem wir unserem Ziel in Broome näher kamen, wurde es auch merklich wärmer. Wir waren ziemlich überrascht, hier nach stundenlangem Fahren, ohne auch nur einziges Haus zu sehen, plötzlich wieder auf eine kleinere Stadt mit Wohnblöcken, Verkehrsampeln usw. zu treffen. Hier gönnten wir uns im Camping mal einen En Suite Platz, also mit eigenem WC/Dusche – auch ganz lustig und etwas mehr Privatsphäre. Da es oft doch etwas eng wird in den Caravan-Parks, mussten wir trotzdem ein wenig sehnsüchtig an die letzte Übernachtung auf der vergleichbar einsamen Rest-Area zurückdenken. Obwohl Karratha eigentlich als Industriestadt designt und gebaut wurde bzw. nur entstanden ist für die Gewinnung von Eisenerz und Gas im grossen Stil, macht der Ort einen modernen Eindruck mit architektonisch interessantem Kulturzentrum inkl. Kino und grosser Bibliothek. Nach einem Abstecher auf die benachbarte Dampier-Halbinsel ging es weiter nach Wickham und Richtung Point Samson.
Point Samson
Point Samson ist ein kleines Fischer- und Ferienörtchen ganz am Ende einer Halbinsel (gehört wohl alles zum Dampier-Archipel). Sehr hübsch und angesichts der ausgebuchten zwei Caravan Parks offenbar auch sehr beliebt bei den einheimischen Feriengästen. Wir konnten uns grad noch einen sogenannten ‘Overflow’ Platz ergattern. Das war der Parkplatz vor einem der Chalets im Park, das gerade nicht bewohnt war. Auch gut – so hatten wir Strom, Wasser und sogar noch mehr Platz als auf einem normalen Stellplatz.
Als es gegen Abend ein wenig kühler wurde, machten wir noch einen Strandspaziergang und siehe da, wieder mal hatten wir Glück und entdeckten zuerst einen Seeadler, der genüsslich einen Fisch auf einer Strassenlampe verzehrte und dann gleich noch eine Buckelwal-Mama mit ihrem Jungen nicht weit von der Küste entfernt. Die beiden spielten, prusteten und hatten ganz offensichtlich Spass, während sie langsam vorbeischwammen. Wenn vielleicht auch nicht superspektakulär, sind solche spontanen Tierbeobachtungen doch immer was Besonderes.
Port Hedland
Die nächste Station war Port Hedland, ebenfalls sehr industrielastig, aber auch interessant. Riesige Salzhügel und kilometerlange Frachtzüge – ganz andere Dimensionen als bei uns. Port Hedland ist der letzte Ort vor der langen Fahrt zu unserem Ziel in Broome. Diese letzte Etappe ist rund 610 km lang und das wie Eingangs erwähnt ohne irgendwelche Orte ausser zwei Roadhauses dazwischen. Also nochmals Volltanken, tief Luft holen und los … ;-)
Das erste Nachtlager fanden wir dann rund 100 km weiter auf der grossen und sehr schönen De Grey Rest Area. Wir genossen das Gefühl, so (fast) alleine mitten im australischen Busch unter einem imposanten Sternenhimmel zu nächtigen. Unser nächster Stopp auf dieser einsamen Etappe war das Sandfire Roadhouse. Hier war ziemlich viel los, da ja das andere Roadhause auf dieser Strecke geschlossen war und jeder nochmals den Tank füllen wollte. Wir machten das ebenso und gönnten uns wieder mal einen feinen Brekkie-Wrap.
Unser Plan war, die Nacht auf der ca. 100 km entfernten Stanley Rest-Area zu verbringen. Unterwegs fielen uns jedoch dunkle Wolken am Horizont auf. Ein Buschfeuer?! Je näher wir unserem geplanten Ziel kamen, umso höher türmten sich die Rauchwolken auf und desto unsicherer wurden wir, ob wir einfach weiterfahren können. Allerdings kamen uns ab und zu immer noch Autos entgegen, ohne irgendwie zu signalisieren, dass es da vor uns ein Problem geben könnte. Soweit schien also alles gut zu sein. Auf der Rest-Area angekommen, war uns der geschätzte Rauchherd dann doch ein wenig zu nahe – und da wir das gar nicht so richtig einschätzen konnten, beschlossen wir weiterzufahren und dann lieber die nächste Rastgelegenheit auf der anderen Seite der Rauchwolken zu nutzen. Auch wenn das nicht gerade unserem Instinkt entsprach hielten wir also weiterhin auf den Rauch zu, der inzwischen schon so dicht geworden war, dass wir die Scheinwerfer einschalten mussten. Auf der Seite sahen wir nun auch die ersten brennenden Bäume und Büsche – hmm, da gibt’s nur noch eins: Augen zu und durch … Nein, die Augen hielten wir natürlich offen und nach einem Moment war der Spuk auch schon wieder vorbei und wir hatten wieder blauen Himmel vor uns. Wenn für uns auch ungewohnt, so gehören solche Buschfeuer hier offenbar zum Alltag und die Strassen können dank breiter gerodeter Flächen auf beiden Seiten in einem solchen Fall trotzdem benutzt werden. Aber das muss man als Touri ja auch zuerst mal wissen ;-o Wir übernachteten dann jedenfalls in sicherer Entfernung bei der nächsten Rest-Area, nun nur noch ca. 150km vor Broome.
Broome
Dies war unsere letzte Nacht im Campervan. Hier in Broome war es nun mit bis zu 37 Grad schon anständig heiss, sodass wir eigentlich gar nicht unglücklich waren, nicht mehr im Bus unterwegs zu sein. Unsere Unterkunft am Cable Beach war eine etwas ungewohnte aber gelungene Mischung aus Resort und Backpacker-Hostel mit einer schönen grossen Gemeinschaftsküche aber auch einem grossen Pool, den wir ausgiebig zur Abkühlung nutzten. War auch nötig nach dem schweisstreibenden Ausräumen, Putzen und Abgeben des Campers.