“Iisches Horu” – oder das Matterhorn von Costa Rica
August 29, 2023Lechweg
August 29, 2023So sieht ein fast perfekter Tag aus: Um 6.30 Uhr aufstehen (um diese Zeit scheint schon die Sonne), und bereits konnten wir den Vulkan Arenal in voller Pracht bewundern. Die Regenwolken waren weg, dafür konnte man nun die Rauch- und Explosionswolken und -wölkelchen sehen, wenn der Vulkan jeweils wieder etwas den “Hitzgi” hatte. Das war ganz schön eindrücklich.
Als erstes gab es ein Frühstück vis-Ã -vis in einem ganz herzigen kleinen Cafe, das auch Costa Ricanischen Kaffee verkauft (zu schade, dass wir keinen mitnehmen können, aber wenn wir unterwegs sind, macht es keinen Sinn).
Danach gingen wir zu einer Autovermietung, doch leider hatten sie keinen Wagen zur Verfügung. Der nächste erzählte uns viel Bullshit, von wegen: wir könnten einen Wagen nur für zwei Tage mieten, er wisse, dass andere Wagen nur für einen Tag vermieten, aber das koste gleich 100 Dollar, er könne uns für zwei Tage einen guten Preis machen und blablablabla. Das war der Abschnitt, der im Titel dieses Eintrags für das “fast” gesorgt hat.
Etwas enttäuscht liefen wir ins Hotel zurück. Wir bezahlten unser Zimmer und erzählten der Hostelbesitzerin, dass wir einen Wagen hätten mieten wollen, aber es sei so schwierig. Sie meinte, das sei gar nicht schwierig, nahm den Telefonhörer in die Hand und innerhalb einer Stunde hatten wir einen kleinen, einigermassen geländegängigen Mietwagen zu einem anständigen Preis. Sie meinte auch, dass der andere mit den zwei-Tages-Mieten fürchterlich kompliziert sei.
Nach dem Übergabeprozedere ging’s voller Vorfreude los. Es war sooo schön, wieder einmal völlig unabhängig unterwegs zu sein, anzuhalten, wann wir Lust hatten, uns umzuschauen und uns Zeit zu lassen.
Als erstes fuhren wir zu den Wasserfällen am Rio Fortuna gleich in der Nähe von La Fortuna. Wir hatten einen Eingang gesehen und hielten dort an. Eine Dame sagte uns, dass wir nur in der Gruppe zu den Wasserfällen gehen könnten und nur mit Pferden oder mit einem Traktor mit einem Anhänger für die ganze Gruppe. Nein, das wollten wir nicht, schliesslich hatten wir jetzt ein Autochen und wollten nix mit einer Gruppe machen, wo man immer warten muss, bis auch der hinterstletzte auf dem WC war und sein Föteli gemacht hat (Das war der zweite Abschnitt, der für das “fast” gesorgt hat.
Wir kehrten also um, schauten uns ein bisschen um und sahen eine Naturstrasse, die so aussah, als könnte sie zu den Wasserfällen führen. Und tatsächlich entdeckten wir ein kleines, ziemlich verwittertes Schild mit “Cataractes” – ok, dann schien also doch eine Strasse zu den Wasserfällen zu geben. Vier Kilometer ging’s über Schlaglöcher und Stolpersteine, aber die Gegend war total schön. Erst ging’s vorbei an Weideland mit Viehherden (die meisten Kühe ähneln den heiligen Kühen in Indien, haben fast den gleichen Buckel, werden hier aber ganz und gar nicht als heilig behandelt), dann durch grünen Dschungel. Bei den Wasserfällen ging’s erst über eine Brücke hoch über dem Dschungel und dann 600 Meter über steile Treppen runter, bis wir zum Fusse des Wasserfalls kamen. Das sah wunderschön aus. Der 70m hohe Wasserfall, das grosse Wasserbecken, viele kleinere Wasserbecken, wo man baden konnte und wo auch viele Fische herumschwammen. Wir liessen uns nicht lange bitten, es war heiß und feucht und wir gingen uns gleich abkühlen. Das war der totale Genuss.
Nachdem wir genug gebadet hatten, stiegen wir wieder die 600m hinauf und fuhren mit unserem Auto Richtung Lage de Arenal. Auch das war eine sehr schöne Strecke, ausser wenn uns einer der wie verrückt rasenden Lastwagenfahrer entgegen kam, und wir fast eine Vollbremsung machen mussten. Und plötzlich stand da doch fast mitten auf der Strasse ein “Pizote” – sowas wie ne Mischung aus Wasch- und Nasenbär! Er wollte gerade die Strasse überqueren, hat es sich aber anders überlegt, als er uns sah. Da läuft man sonst stundenlang rum, um irgendwelche Viecher zu sehen und muss ihnen hier auf der Hauptstrasse noch ausweichen – sowas…
Die Gegend am Lago de Arenal ist sehr idyllisch. Das haben offenbar auch ausländische Investoren gemerkt, die ganze Landstriche aufkaufen, was den Ticos mächtig gegen den Strich geht. Mal schauen, wer gewinnt, der schnelle Dollar oder die langfristige Planung. Wir fuhren bis fast Nuevo Arenal und dann die gleiche Strecke wieder zurück und hielten fürs Mittagessen (das geht eben auch mit Auto, man kann irgendwo in der Pampa essen gehen…) bei der “pequena suiza”, was soviel wie “kleine Schweiz” heisst. Und wirklich, der Besitzer muss ein Heimwehschweizer sein. Man sieht ein paar Chalets wie in Grindelwald, die als Hotel dienen, ein Restaurant mit rotweisskarierten Tischdecken und Vorhängen, Kuhglocken, Holzbänken und -stühlen. Und serviert wird neben Zürcher Geschnetzeltes, Käsefondue, Bratwurst und Bananensplit auch Kafi fertig! Und dazu hat der Inhaber noch eine Schweizer Kapelle hingebaut. War interessant zum anschauen, aber das Kafi fertig haben wir ausgelassen.
Während dem Essen fing es an zu regnen, das hiess, die Sicht auf den Vulkan war nicht mehr so gut. Wir fuhren trotzdem zur “Observatory Arenal Lodge”, von wo man ein gute Aussicht auf die Seite des Vulkans hat, auf der nun die Lava runterkommt. Nur schon der Weg dahin war ziemlich abenteuerlich. Ziemlich holprig mit vielen Regenlöchern und eine Stelle, wo man den Fluss überqueren muss. Dafür war also der Wagen mit den hohen Rädern gedacht. Ging auf jeden Fall einwandfrei rüber. Ausserdem sah man auf der Strecke viele Vogelarten, unter anderem Kolibris und auch andere, ganz kleine, herzige Vögelchen.
Bei de Observatory Lodge regnete es leider gerade ziemlich heftig, deshalb liessen wir die geplante Wanderung aus. Der Vulkan war auch durch den Regennebel etwas verschleiert, sodass wir uns bald wieder auf die Rückfahrt machten, wobei wir allerdings noch einmal sehr gute Aussichtspunkte auf den Vulkan fanden. Der Regen hatte nachgelassen und wir hatten plötzlich sehr gute Sicht. Und dann sahen wir die Lava! Noch nicht rot, das sieht man nur im Dunkeln, aber man sah den weissen Dampf und Rauch, der langsam dem Vulkan entlang nach unten glitt – und gleichzeitig hörte man auch immer wieder ein Grummeln und Poltern.. Da geht die Post ab, jeden Tag! Wunderbar zum Beobachten.
Anschliessend fuhren wir langsam zurück zu unserer letzten Station – den “Hot Springs”. In der Gegend gibt es unzählige heisse Quellen, in denen man sich genüsslich garen lassen kann. Mit Hilfe unseres Guidebooks hatten wir uns für die “Ecotermales” entschieden – ein kleineres aber feines Bad, das jeweils nur 100 Leute für 4 Stunden auf Vorreservation reinlässt. Wir hatten Glück, und kamen auch ohne Reservation rein.Wir erhielten Badetücher, gingen uns umziehen und setzten uns in die heissen Quellen. Die Ecotermales, ist ein absolut empfehlenswerter Ort, vorallem am Abend. Die Quellen befinden sich mitten im Dschungel und die Becken sind alle mit Steinen gebaut und in mehreren Stufen angeordnet. Oben ist das Wasser am wärmsten, unten am “kühlsten”, wenn auch immer noch ziemlich heiß. Und ganz zuunterst ist das kalte Bad, wo man sich zwischendurch auch hineinsetzen sollte. Die ganze Anlage wurde dezent beleuchtet und war sehr romantisch anzuschauen. Dort blieben wir für die nächsten drei Stunden und es war einfach wunderbar.
Beim Zurückfahren mussten wir noch Benzin tanken, parkierten das Auto vor dem Hostel und gingen bald schlafen.
2 Comments
Hallo Ihr Zwei,
verfolge mit grossem Interesse Euren Reisebericht und bin mehr als nur neidisch! Da kommen viele alte Erinnerungen durch! Bin bei Sype unter Sabine Kunz angemeldet, vielleicht können wir ja mal chatten.
Liebe Grüsse
Bine
Hallo ihr Weltenbummler
Coole Homepage und super Bilder.
Wir haben uns úber die persónliche Namensnennung in Monteverde gefreut. Wir werden eure Reise gerne mitverfolgen und immer mal wieder reinschauen.
Wir sind inzwischen in Ecudor angekommne, wo es uns auch sehr gut gefállt.
Weiterhin gute Reise!
Viele Grússe und Pura Vida!
Daniel & Anita